Fünfzylinder-Kracher

Audi RS3: Wenn Ohren feuchte Träume haben

Motor
28.02.2022 00:00

Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, heißt es immer. Das dürfte aber kaum der Grund dafür sein, warum der Audi RS3 aller Voraussicht nach nach der aktuellen Ausgabe wohl keine weitere mehr mit Fünfzylinder-Motor bekommt. Fakt ist: Er ist besser denn je. „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl war mit dem kompakten Freudenspender unterwegs. Seine Fahreindrücke hier im Video! Dort klärt sich auch die Wahl des Titels auf …

(Bild: kmm)

Autos vom Kaliber eines RS3 kauft man nicht nur wegen der Motorleistung, sondern vor allem auch wegen ihres Charakters. Und den formt bei dem Ingolstädter insbesondere sein Triebwerk. Wo BMW die Ohren mit sechs Zylindern streichelt, geben im Audi deren fünf eine echte Dröhnung auf die Ohren. Wohlklingend, aber intensiv. Vielleicht auch intensiv, aber wohlklingend. Diese feine Unterscheidung muss jeder für sich selbst machen.

(Bild: Stephan Schätzl)

Der Klappenauspuff ist serienmäßig an Bord, der Testwagen ist allerdings mit der RS-Sportauspuffanlage um 1300 Euro ausgestattet. Der beeindruckende Motorklang resultiert zum einen aus der speziellen Zündfolge (1-2-4-5-3, d.h. es zünden abwechselnd direkt benachbarte Zylinder und weiter voneinander entfernte), zum anderen aus über die Lautsprecher zugespieltem Kunstsound. Dieser wirkt zum Glück nicht synthetisch.

Volles Rohr auf die Ohren
Der Motor ist im Prinzip ein alter Bekannter, es ist der 2.5 TFSI mit Dualeinspritzung, also Saugrohr und Direkteinspritzung. In seiner aktuellen Version präsentiert er seine 400 PS früher und länger als im Vorgänger (5600 bis 7000/min.), das maximale Drehmoment beträgt jetzt glatte 500 Nm, also 20 Nm mehr als früher. Außerdem verläuft die Drehmomentkurve günstiger. Das Drehzahlplateau beginnt schon bei 2250 Touren, sagt Audi. In der Realität setzt der volle Vortrieb jedoch erst bei etwa 3000 Touren ein. 

(Bild: Stephan Schätzl)

Bei sportlicher Fahrweise fällt das kaum ins Gewicht, im Alltag wirkt das vor allem in Verbindung mit dem teilweise recht ruppig agierenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe etwas unharmonisch.

Das Höchsttempo hängt im Audi RS3 vom Preis ab. Je nach Ausstattung wird er bei 250, 280 oder 290 km/h abgeregelt. Die Standardsprintzeit wird mit 3,8 Sekunden angegeben. Im Test mit Winterreifen haben wir teilweise sogar 3,6 Sekunden geschafft.

Rekord auf der Nordschleife
Alles beeindruckende Werte. Die lassen sich aber - eine geübte Hand vorausgesetzt - auch in echte Schnelligkeit umsetzen: Der Audi RS3 gilt als schnellster Kompaktwagen auf der Nordschleife. 7:40,748 Minuten, mit den optionalen Semislicks, die es im RS3 erstmals ab Werk gibt. Wie die Serienbereifung weisen sie vorne eine größere Dimension auf als hinten: vorn 265er, hinten 245er, jeweils auf 19-Zoll-Alus. Die Vorderräder tragen 59 Prozent des Gewichts. Das sind im Basiszustand 1570 Kilogramm ohne Fahrer.

(Bild: Stephan Schätzl)

Deutlich verschärft zu Audi A3/S3
Die Karosserie des Audi RS3 macht auf den ersten Blick deutlich, dass es sich hier um das Sportmodell handelt. , vor allem die Kotflügelverbreiterungen tragen dick auf. Allerdings nicht grundlos: Die Spur ist vorn um 33 Millimeter breiter als beim zivilen A3 und beim S3, außerdem müssen die breiten Reifen hineinpassen. Der RS3 ist im Vergleich zum S3 einen Zentimeter tiefergelegt, im Vergleich zum A3 sind es 2,5 Zentimeter. Die Adaptivdämpfer des Testwagen kosten extra.

Die Bremsanlage ist neu und verfügt nun serienmäßig über größere (375 mm), dickere Scheiben, größere Beläge und eine verbesserte Kühlung. Optional sind um gut 6500 Euro 380-mm-Keramikscheiben mit roten Sechskolben-Bremssätteln erhältlich. 

(Bild: Stephan Schätzl)

Nicht nur die Bremsen sind besser als früher, auch die serienmäßige Progressivlenkung arbeitet sehr gefühlvoll und direkt. 

Aufwendiger Allradantrieb
Neu ist auch der Allradantrieb. Er verfügt nun über einen sogenannten Torque Splitter. Der besteht aus zwei Lamellenkupplungen, also je einer für jedes Hinterrad, welche die Kraft, die nach hinten geht, variabel verteilen. Im Extremfall bekommt das äußere Hinterrad die volle Kraft ab. Je nach Fahrmodus und Fahrweise minimiert der Torque Splitter einfach das Untersteuern oder er macht den RS3 zum Driftkünstler - im Fahrmodus „Torque Rear“.

Dezent sportlicher Innenraum
Sportlich geht es auch im Innenraum zu. Rote Akzente, zumindest im gut sichtbaren Bereich wertige Materialien, rote Akzente. Ein Highlight ist das griffige Alcantara-Lenkrad, dessen Bedienelemente echte Tasten und Walzen darstellen. Neu ist hier die RS-Taste, mit der man die beiden sportlichen Fahrmodi RS Individual und RS Performance aktiviert. Die ist zwar nicht so „sexy“ wie die M-Tasten in einem BMW, aber immerhin. Über das Display sind insgesamt sieben Fahrmodi abrufbar.

Am Tacho lassen sich verschiedene Ansichten einstellen, auch eine automatische Zeitnahme für Sprints ist vorhanden.

Der Preis
Der Basispreis für den Audi RS3 Sportback ist 73.073 Euro. Der Testwagen kommt auf über 101.000 Euro. Inklusive Extras im Wert von 28.000 Euro, von denen man nicht alle braucht, aber doch einige, wie etwa MMI-Navitainment, RS-Dynamikpaket plus oder Matrixscheinwerfer. Am meisten spart man durch das Weglassen der Carbon-Keramik-Bremsen.

(Bild: Stephan Schätzl)

Fahrzit:
Es ist schade, dass das die letzte Reise für den Audi RS3 ist. Fünfzylinder werden kaum zu den Verbrennern gehören, die am längsten überleben. Für seine Abschiedstour haben sie den RS3 jedenfalls zu Ende entwickelt, kann man sagen. Technisch und fahrdynamisch ist er auf absolut aktuellem Stand. Politisch nicht.

Warum?
Der Sound!
Top-Allradantrieb
Wirklich schnell

Warum nicht?
Nichts für empfindliche Ohren

Oder vielleicht …
… Mercedes-AMG A45, BMW M2 (wenn er kommt)

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(Bild: KMM)



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