Die Staatssekretärin für Jugend, Claudia Plakolm, wird nach der Ära Kurz von einigen schon als der neue Shooting-Star der ÖVP gesehen. Sie war nun zu Gast in Tirol und auch bei Landtagsvizepräsidentin Sophia Kircher.
„Krone“: Das letzte Mal haben wir uns vor neun Monaten zum Interview getroffen, mittlerweile sind Sie Staatssekretärin bzw. Landtagsvizepräsidentin. Was wird passiert sein, wenn wir uns das nächste Mal treffen?
Plakolm (lacht): Ich ahne Böses.
Damals haben Sie – Frau Kircher – von mehr als 100 JVP-lern in der Gemeindepolitik gesprochen. Wird sich das noch steigern lassen?
Kircher: Ziel ist es natürlich, dass noch mehr Junge mitgestalten. Wir haben zehn JVP-Bürgermeisterkandidaten und über 100, die in die Gemeinderäte wollen.
Plakolm: Ich bringe da immer den Fußballspielvergleich – hab ich den das letzte Mal schon gebracht?
Ja!
Plakolm: Dann muss ich nicht so weit ausholen: Wir wollen die Jungen nicht nur auf der Ersatzbank haben.
In Tirol gibt es viele Listen, die die ÖVP nicht direkt im Namen haben, aber ÖVP-nahe sind. Warum ist das so?
Kircher: Das ist geschichtlich gewachsen. In der Gemeinde steht die Gemeindepolitik im Vordergrund – und nicht die Parteipolitik.
Glauben Sie, dass die aktuellen Negativ-Schlagzeilen rund um die ÖVP die Gemeinderatswahlen beeinflussen?
Kircher: Ich habe das Gefühl, dass die Kommunalpolitik so nah an den Menschen ist wie keine andere Ebene der Politik. Deswegen ist es so wichtig, dass die Menschen ihre Gemeinderäte und Bürgermeister kennen und wissen, wofür diese stehen. Ich denke, da steht das im Vordergrund und nicht die Bundes- oder Landespolitik. Ich glaube, dass die Leute das unterscheiden.
Frau Plakolm, Sie bezeichnen sich ja als Sprachrohr für die Jugend. Auf Ihrem Instagram-Foto zu Ihrem 25. Geburtstag sieht man Sie mit neun teils älteren Herren, Sie verdienen über 14.000 Euro im Monat und haben einen Chauffeur. Wie alt fühlen Sie sich eigentlich innerlich?
Plakolm: Das Foto war nur ein Ausschnitt der Party und mit meinen Arbeitskollegen – es sind halt viele ältere Männer in der Politik tätig. Und wie alt wäre ich gern? Ich wäre gerne 17, wobei in Zeiten wie diesen ist es natürlich nicht so lustig. Aber ich freu mich schon wieder, wenn die Nachtgastronomie aufsperrt und das Vereinsleben wieder losgeht.
Sie haben sich entschieden gegen die Freiwilligkeit der mündlichen Matura ausgesprochen, trotz der Forderung der Schüler.
Plakolm: Keine Frage, die letzten zwei Jahre waren extrem herausfordernd. Und es wird ja auch keine Matura sein wie vor der Pandemie – deswegen hat es viele Anpassungen gegeben (zählt viele Punkte auf). Die mündliche Matura ist eine Chance, wo man sich beweisen kann, wo man zeigen kann, was man in den letzten 12, 13 Jahren gelernt hat. Und ich finde, diese Chance sollte man jungen Menschen geben.
Die Schüler haben ja durch Tests und Schularbeiten ständig die Chancen, sich zu beweisen. Und bei einer freiwilligen mündlichen Matura können sie sich ja dafür entscheiden, sich zu beweisen.
Plakolm: Ich plädiere dafür, dass wir zur Normalität zurückkommen.
Kircher: Ja – und bei den Lehrlingen war ja auch ganz normal die Lehrabschlussprüfung und es hat auch keine Erleichterungen gegeben.
Man könnte den Lehrlingen auch Erleichterungen geben, statt das gegeneinander auszuspielen.
Kircher: Abschlussprüfungen haben einen gewissen Charme. Man ist dann stolz, man hat etwas geschafft.
Plakolm: Am Ende des Tages müssen Abschlussprüfungen was wert sein.
Junge Menschen haben den Traum von den eigenen vier Wänden und wollen auch eine Familie gründen und wir müssen in der Politik alles tun, dass junge Leute sich das aufbauen können.
Claudia Plakolm
Vor dem 30. Geburtstag einen Baum gepflanzt, ein Haus gebaut und ein Kind gezeugt – diese Aussage von Ihnen löste einigen Wirbel aus. Sie sind jetzt beide 27...
Plakolm: Ich habe viele Bäume gepflanzt. Vielleicht kompensiert das das ein oder andere und gibt uns ein paar Jahre mehr Zeit (lacht). Spaß beiseite, junge Menschen haben den Traum von den eigenen vier Wänden und wollen auch eine Familie gründen und wir müssen in der Politik alles tun, dass junge Leute sich das aufbauen können.
Bei den meisten Menschen geht sich ein eigenes Haus vor 30 aber nicht aus. Und manche wollen heutzutage auch gar keine Kinder mehr.
Plakolm: Absolut, aber deswegen sind wir ja in der Politik. Gerade beim Thema Wohnen – da haben wir viel Handlungsbedarf, damit wir das für junge Menschen wieder leistbar machen. Unsere Hebel sind da die Grunderwerbssteuer und die Eintragungsgebühren, wo wir die staatlichen Nebenkosten senken wollen. Und im städtischen Gebiet, wenn sich junge Leute eine Wohnung suchen, die Maklergebühren, da würde ich für ein Bestellerprinzip eintreten.
Gibt es auch Pläne, die Mieten runter zu bekommen?
Plakolm: Also das sind die wesentlichen zwei Hebel, die wir als Staat haben, Nebenkosten und Maklergebühren. Das wäre schon eine Erleichterung.
Es muss sich jedenfalls was ändern, ich komm ja auch aus Götzens – dort bekommst du keinen Baugrund mehr.
Sophia Kircher
Wie schaut es in Tirol aus, Frau Kircher?
Kircher: Man kann den Innsbrucker Wohnungsmarkt durch Studentenheime entlasten. Der Leerstand gehört behoben. Bei Supermärkten sollte man vermehrt auf Tiefgaragen setzen. Es muss sich jedenfalls was ändern, ich komm ja auch aus Götzens – dort bekommst du keinen Baugrund mehr.
Bei unserem letzten Interview habe ich Sie schon auf die ÖVP-Chats, Schredderaffäre, etc. angesprochen. Damals gaben Sie mir die Antwort, dass die anderen Parteien aus dem Ibiza-U-Ausschuss einen ÖVP-U-Ausschuss machen würden. Nun gibt es einen ÖVP-U-Ausschuss. Ich frage erneut: Wie geht es Ihnen innerhalb dieser Partei?
Plakolm: Ja natürlich ist das Bild, was da abgegeben wird, eines, das ich absolut verurteile. Es ist der Grund für das Misstrauen in die Politik. Sophia und ich arbeiten daran, dass wir wieder die Sachpolitik in den Vordergrund stellen.
Ich halte nichts von Pauschal-Verurteilungen. Die Sachen schaut sich die Justiz an, nicht der U-Ausschuss, wo immer nur auf eine Partei gezeigt wird.
Claudia Plakolm
Gibt es einen Prozess innerhalb der ÖVP, um diese Sachen aufzuarbeiten?
Plakolm: Ich halte nichts von Pauschal-Verurteilungen. Die Sachen schaut sich die Justiz an, nicht der U-Ausschuss, wo immer nur auf eine Partei gezeigt wird. Man muss auch die Kirche im Dorf lassen. Natürlich ist der Ton verwerflich, in dem da geschrieben wird, ich möchte aber auch nicht wissen, was in Chatnachrichten anderer Parteien alles steht.
Es geht aber nicht nur um Chats, sondern zum Beispiel auch um 150.000 Euro Steuergeld, das für „Tier“-Umfragen ausgegeben wurde. Was wären Sie eigentlich für ein Tier?
Plakolm: (denkt nach) Ich glaube, es gibt wohl Wichtigeres in der Politik.
Als es um die Flüchtlinge aus Moria ging, stimmte Ihr Vater, ein ÖVP-Bürgermeister, einer Resolution zu. Sie aber dagegen, wie das „Profil“ damals berichtete. Ist das ein Beispiel für den Unterschied der schwarzen und der türkisen ÖVP?
Plakolm: Nein. Meine Familie und auch ich engagieren sich für die Integration.
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