Kurt Diemberger ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit, ein Abenteurer, Entdecker und Erstbesteiger von 2 der 14 Achttausender. Am 16. März feiert der Villacher seinen 90er.
„Es ist viel leichter ein guter Bergsteiger zu werden, als ein alter Bergsteiger", sagt Kurt Diemberger, den ich kürzlich in seinem Haus nahe Bologna (I) besuchte. Fast alle seiner Bergbücher habe ich gelesen oder besser gesagt verschlungen, erzählt er darin doch von seinen zahlreichen Abenteuern und Entdeckungsreisen: Von den Erstbesteigungen der beiden Achttausender Broad Peak und Dhaulagiri, seinen Klettertouren in den drei großen Nordwänden der Alpen, also von Eiger, Grandes Jorasses und Matterhorn, oder von seinen Filmaufnahmen.
Kurt drehte die erste Tonfilmsequenz auf dem Mount Everest, machte mit einer 16-mm-Kamera die erste 360 Grad-Panoramafahrt ganz oben auf dem 8848 Meter hohen Dach der Welt.
Kurt erlebte und vor allem überlebte Unglücke und Katastrophen: Sein Lehrer und alpiner Vater, der Tiroler Hermann Buhl, stürzte 1957 mit einer Wechte in den Tod, nachdem er mit Kurt die Chogolisa (7654 m) im Karakorum besteigen wollte. 1986 verlor Kurt am Berg der Berge, dem K2, auch seine langjährige Partnerin Julie Tullis, mit der er zusammen das „höchste Filmteam der Welt“ gebildet hat.
Eigentlich bin ich nach Bologna gekommen, um ein „Bergkrone“-Interview mit Kurt zu machen. Doch jetzt sitze ich selbst als begeisterter Bergsteiger und Journalist nur hier. Vor mir ist einer der ganz großen Alpinisten. Ich bestaune die vielen Fotos von Bergen, Gipfeln und Graten, die zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen wie den Emmy Award oder den Piolet d’Or, den bedeutendsten Preis für außergewöhnliche Leistungen im extremen Bergsport.
Fragen stellen? Wozu? Ich höre Kurt einfach nur zu.
„Ich wollte immer in die Berge. Ich bin ein Freiheitstier“, schmunzelt Kurt, der am 16. März seinen 90. Geburtstag feiert und in jungen Jahren als Lehrer an der Tourismusakademie in Salzburg seinen Job nach nur fünf Jahren hingeschmissen hatte: „Ich wollte von einem Tag auf den anderen entscheiden, was ich tun wollte, und nicht immer bis zu den Ferien warten. Diese Entscheidung habe ich nie bereut, weil ich dachte, dass ich eh nicht alt werde.“
Sieben bis acht Monate pro Jahr war Kurt unterwegs. Kletterte auf Berge, unternahm Expeditionen in den Urwald oder fuhr einfach mal 10.000 Kilometer mit dem VW-Bus von Salzburg bis in den Hindukusch.
„Damit wir nicht gefährlich wirkten, haben wir den Bus mit Micky Mouse-Pickerln zugeklebt“, erzählt Kurt. Deshalb hat Kurt auch die Ausbildung zum Bergführer gemacht: „Das war lustig. Im Kurs haben sie uns gezeigt, wie man sichert, und ich ihnen, wie es noch gehen kann. Denn ich war ja jetzt nicht mehr Lehrer, musste aber trotzdem Geld verdienen. Weil ich aber immer gerne erzählt habe, dachte ich mir, dann mache ich halt Vorträge.“ Und davon machte Kurt unzählige.
Für viele ist der gebürtige Kärntner eine Legende, und er genießt weiterhin die Ruhe der Bergwelt. Sein Motto lautet: “Wer langsam geht, geht gut. Wer gut geht, geht weit. Schaut’s nicht so viel auf die Uhr, schaut’s euch die Natur an und nehmt eine Kamera mit."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.