„Leben mit Covid“-Plan

Corona-Infizierte müssen sich nicht mehr isolieren

Ausland
21.02.2022 18:20

In Großbritannien stehen auch die letzten Corona-Maßnahmen vor dem Aus. Zentraler Bestandteil soll sein, dass sich Infizierte nicht mehr verpflichtend selbst isolieren müssen. Wie Premierminister Boris Johnson erklärte, soll das Coronavirus künftig anderen Infektionskrankheiten gleichgestellt werden. Während die Opposition glaubt, dass Johnson damit nur von „Partygate“ ablenken will, warnen Covid-Experten: Die Pandemie werde nicht mittels Zauberstab verschwinden.

„Die Pandemie ist noch nicht vorbei, aber dank der unglaublichen Impfkampagne sind wir der Rückkehr zur Normalität einen Schritt näher gekommen und geben den Menschen endlich ihre Freiheit zurück“, erklärte Johnson am Wochenende. Am Montag präsentierte er im Parlament schließlich seinen Plan für ein „Leben mit Covid“.

Zentraler Bestandteil soll sein, dass sich Corona-Infizierte im größten Landesteil England nicht mehr verpflichtend selbst isolieren müssen. Die Pläne stießen schon vor ihrer Veröffentlichung auf Kritik. Johnsons Ankündigung wurde zudem von der Corona-Infektion von Queen Elizabeth II. überschattet.

Aus für kostenlose Schnelltests
Die Regierung setze darauf, dass sich Infizierte in Selbstverantwortung wie Menschen mit einer Erkältung verhalten, so Johnson. Dies sei möglich dank der erfolgreichen Impfkampagne. Der Höhepunkt der Omikron-Welle sei zudem überstanden. Vom 24. Februar an müssen positiv Getestete nicht mehr zu Hause bleiben. Geimpfte Kontakte brauchen sich dann auch nicht mehr eine Woche lang täglich auf das Virus zu testen, ungeimpfte Kontakte müssen ebenfalls nicht mehr in Selbstisolation. Vom 1. April an fallen auch die kostenlosen Schnelltests weg.

Die Regierung will zudem Corona-Infizierte nicht mehr wie bisher vom ersten Tag an mit Krankengeld finanziell unterstützen. So enden die Ausgleichszahlungen für Arbeitnehmer in Selbstisolation, wie Johnson sagte.

Ausweg aus politischer Krise?
Kritiker werfen Johnson vor, mit der Ankündigung vor allem parteiinterne Gegner wieder auf seine Seite ziehen zu wollen. Tory-Hardliner fordern seit Wochen ein Ende der Corona-Regeln. Mit dem früheren Brexit-Minister David Frost setzt ein weiteres Schwergewicht der Konservativen Partei den Premier seit Wochen unter Druck, alle staatlichen Vorschriften zu beenden. Johnson wird wegen der „Partygate“-Affäre um Lockdown-Partys in der Downing Street auch aus den eigenen Reihen zum Rücktritt aufgefordert.

Pandemie lässt sich nicht wegzaubern
Die bevorstehende Abschaffung der Schutzmaßnahmen wird von führenden Experten jedoch als verfrüht angesehen. Die Spitzen des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS lehnen die Abschaffung der Isolationspflicht und der kostenlosen Tests mehrheitlich ab, wie der Verbandsvorsitzende der NHS Confederation, Matthew Taylor, erklärte. Zwar gebe es dank der Impfungen und neuer Corona-Medikamente inzwischen „echte Hoffnung“, sagte Taylor. „Aber die Regierung kann keinen Zauberstab schwenken und so tun, als sei die Bedrohung vollständig verschwunden.“

WHO macht sich wirklich Sorgen
Ähnlich sieht das der Corona-Beauftragte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), David Nabarrro. Er kritisierte die Abschaffung der Isolationspflicht als „sehr unklug“ - Nabarro mache sich „wirklich Sorgen“, dass Großbritannien mit diesem Ausscheren aus dem wissenschaftlichen Konsens einen weltweiten „Dominoeffekt“ auslösen könnte, sagte Nabarro in der BBC.

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