Die Schulbuchaktion für 2022/23 bringt eine Neuerung: Erstmals können Bücher als rein digitales E-Book ohne dazugehörige Printausgabe bestellt werden, hieß es am Dienstag aus dem Bildungs- und Familienministerium.
Im Angebot sind 410 multimedial und interaktiv angereicherte digitale Schulbücher (E-Book+) für die Hauptfächer sowie 2084 reine E-Books, also das digitale Abbild des gedruckten Buchs.
Für die Schulbuchaktion stehen im kommenden Schuljahr 130,6 Millionen Euro zur Verfügung, im Mittelpunkt der Aktion soll die Förderung des digitalen Lernens vor allem in Form von E-Books stehen. „In Kombination mit der Auslieferung digitaler Endgeräte des Bildungsministeriums wird hiermit digitales Lernen in der Schule gefördert und Digitalisierung im Unterricht gelebt“, sagt Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP).
Familienministerin Susanne Raab ergänzte: „Jedes Kind in Österreich hat das Recht auf Schulbildung und soll die besten Chancen in unserem Land haben. Daher gehören Investitionen in eine zukunftsfähige und moderne Schulbildung zu den wichtigsten Maßnahmen überhaupt. Jetzt setzen wir den Fokus nochmals klar auf das digitale Lernen, weil sich Lernen stetig verändert, das hat uns nicht zuletzt die Corona-Krise gezeigt."
E-Book+ noch sehr nah am klassischen Schulbuch
Für Maximilian Schulyok von der Allianz Bildungsmedien Österreich ist das neue Angebot der sogenannten „E-Book Solo“ und „E-Book+ Solo“ eine logische Maßnahme bei der Digitalisierungsinitiative im Schulbereich. Diese Produkte seien allerdings noch sehr nah am Schulbuch dran und keine eigenständig konzipierten und produzierten digitalen Produkte. „Es ist einmal ein erster Schritt“, so der Geschäftsführer des Österreichischen Schulbuchverlags (ÖBV).
Für die Lehrerinnen und Lehrer, die sagen, sie wollen einen rein digitalen Unterricht machen, ist das wirklich eine gute Alternative.
Maximilian Schulyok, Allianz Bildungsmedien Österreich
Wie gut das neue Angebot genutzt werden wird, ist für ihn noch nicht absehbar. Schulyok geht davon aus, dass derzeit im Unterricht noch eine hybride Nutzung die Regel ist, also je nach Unterrichtssituation auf das gedruckte Buch oder interaktive Übungen aus dem E-Book+ zurückgegriffen wird. „Aber für die Lehrerinnen und Lehrer, die sagen, sie wollen einen rein digitalen Unterricht machen, ist das wirklich eine gute Alternative. Und es ist wichtig, dass es dieses Angebot gibt.“
Ziel der Bildungsverlage sei es, die gesamte Bandbreite abzudecken, vom rein analogen Angebot bis zum rein digitalen. Geht es nach der Allianz, sollte die Schulbuchaktion nun so weiterentwickelt werden, dass sie diese unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten zulässt und noch mehr an digitalen Bildungsinhalten über diese Schiene abgewickelt werden können. Hier sei man auch auf einem guten Weg, verwies er auf Gespräche mit dem Bildungsministerium.
Schulbuchaktion fördert Lehrmaterial seit 1972
Die Schulbuchaktion wurde 1972 unter dem Titel „Gratis-Schulbuch“ gestartet. Um die steigenden Kosten einzudämmen, wurden ab 1995 allerdings Höchstbeträge pro Kopf und Schulform festgelegt. Zusätzlich gab es bis 2011 einen Selbstbehalt von zehn Prozent.
Schüler-, Eltern- und Lehrervertreter hatten wiederholt beklagt, dass Eltern wegen der zu geringen Dotierung der Schulbuchaktion immer öfter für Schulbücher bezahlen müssen. Für 2021 wurden die Mittel aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) schließlich zum ersten Mal nach zehn Jahren erhöht, und zwar um 12,6 Millionen Euro. Für 2022 gab es noch einmal ein Plus von sechs Millionen Euro.
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