Prognosen eingetreten
Heeres-Experte rechnet mit „moderater Invasion“
Wenige Stunden nach der Eskalation im Osten der Ukraine (siehe auch Video oben) hat die „Krone“ Markus Reisner erreicht, Oberst im Generalstab und Forscher an der Militärakademie. Er und sein Team haben die ersten Schritte der russischen Aggression präzise vorhergesagt - und beschreiben ebenso genau, welche Aktionen Putin als Nächstes setzen könnte.
Seit 2014 wird die Lage in der Ukraine vom Bundesheer genau beobachtet, mit einem aktuell „guten Lagebild“, so Markus Reisner zur „Krone“. Er hat die russischen Schritte in vier Phasen geteilt. Zwei davon sind bereits eingetreten.
Vier Stufen der Eskalation:
- Phase 1: Russland baut weltweit stärker Druck auf. Nicht nur durch Truppen, die rund um die Ukraine positioniert werden. Sondern auch durch Manöver im Mittelmeer oder Interventionen in Afrika (wie zuletzt in Mali mit Söldnern).
- Phase 2: Es kommt zur Anerkennung der Separatisten-Regionen Donezk und Luhansk. Dies ist am Montag passiert.
- Phase 3: Es kommt zu einer „moderaten“ Invasion, nicht nur in den direkten Regionen Donezk und Luhansk, sondern in deren ganzen Oblasten („Bundesländer“), eine Fläche ungefähr halb so groß wie Österreich.
- Phase 4: Eine volle Invasion bis zum Dnepr, der das Land in zwei Hälften teilt und auch durch Kiew fließt. Damit verbunden wäre wohl auch die politische Machtübernahme.
Russische Streitkräfte „enorm erfahren“
„Der 21. Februar wird mit Putins Rede in die Geschichte eingehen“, erklärt Reisner. „Er wird das sicherheitspolitische Denken in Europa verändern. Hier gibt es plötzlich wieder jemanden, der auf militärische Stärke setzt. Dem niemand Einhalt geboten hat und der sich in einer überlegenen Rolle fühlt.“
Europa kann dem zwar wirtschaftlich etwas entgegensetzen, militärisch dafür nur sehr wenig. „Russlands Streitkräfte verfügen über eine enorme Erfahrung. 90 Prozent der Piloten wurden bereits während ihrer Laufbahn in Syrien eingesetzt.“
Auch der Konflikt in der Ukraine hat Erfahrungswerte geschaffen. Technisch hätte die Armee in den vergangenen 20 Jahren einen enormen Modernisierungsschub verspürt. „Auf dem Niveau der Amerikaner sind sie noch nicht“, so Reisner. „Für Europa reicht es.“
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