Die Wirtschaftskammer (WKÖ) hat nach der Eskalation der Russland-Ukraine-Krise die Bedeutung beider Staaten als „wichtige Märkte“ für die heimische Wirtschaft hervorgehoben. Aus diesem Grund wurde vor allzu harten Strafmaßnahmen gewarnt. Die angekündigten Sanktionen würden aber nach entsprechender Beschlussfassung der EU „selbstverständlich eingehalten“ werden.
Die Wirtschaftskammer rechnet aufgrund der jüngsten Eskalation grundsätzlich mit einer signifikanten Verschlechterung des Investitionsklimas in Russland wie auch der (Ost-)Ukraine. Sollte es zu weiteren Strafmaßnahmen durch die EU kommen, müssten deren Folgen genau überprüft werden. Man dürfe sich nicht selbst den allermeisten Schaden zufügen.
Wirtschaft hat „Rolle eines Brückenbauers“
Grundsätzlich erfolgte der Appell für ein Offenhalten der Gesprächskanäle mit Russland durch den Westen. „Alle Mittel für eine friedliche Beilegung des Konflikts müssen genützt werden“, so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf (ÖVP) in einer Aussendung am Dienstag. „Die Wirtschaft kann und wird hier nach wie vor die Rolle eines Brückenbauers einnehmen.“
Alle Mittel für eine friedliche Beilegung des Konflikts müssen genützt werden.
WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf
Derzeit laufe das Geschäftsleben „grosso modo weiter wie gehabt“. Gröbere unmittelbare Auswirkungen auf die reale Wirtschaft seien momentan weder in der Ukraine noch in Russland erkennbar. Den Austro-Unternehmen in der sicherheitsbedrohten Ukraine stehe man weiter in Kiew an Ort und Stelle bei.
In Russland sind rund 650 österreichische Unternehmen mit Investitionen von rund 4,6 Milliarden Euro aktiv, umgekehrt russische Firmen in Österreich mit rund 21,4 Milliarden Euro. Damit ist Russland nach Deutschland größter Investor in der Alpenrepublik. Österreichische Firmen investieren in Russland besonders stark in den Bereichen der Holz- und Papierverarbeitung, Banken und Bauwesen sowie der Lebensmittel verarbeitenden Industrie, aber auch in den Bereichen Energie, Verpackung und Automotive.
Handelsvolumen 2021 bei etwa 1,5 Milliarden Euro
Wie berichtet ist Österreich mit mehr als 200 österreichischen Niederlassungen und Investitionen von rund 1,7 Milliarden Dollar der sechstgrößte ausländische Investor in der Ukraine, wobei sich der Großteil in der West- und Zentralukraine befindet. Rund 20 Unternehmen betreiben im flächengrößten europäischen Landes, dessen Grenzen sich innerhalb des Kontinents befinden, mit Produktionsstätten in unterschiedlichen Sektoren - wie etwa Zulieferindustrie, Alpin- und Langlaufski, Fruchtzubereitungen, Bau- und Isoliermaterialien und Haushaltsprodukte - tätig. Das Handelsvolumen zwischen Österreich und der Ukraine belief sich 2021 von Jänner bis November auf rund 1,5 Milliarden Euro.
Nach einem Rekordergebnis von 3,5 Milliarden Euro 2013 ist der Export österreichischer Waren nach Russland bis 2016 um 46 Prozent eingebrochen. 2021 erreichen unsere Exporte voraussichtlich nur rund 2,1 Milliarden Euro, Russland nimmt damit weltweit die 16. Stelle ein. Gründe dafür waren teilweise die schwächere Konjunkturlage Russlands, die starke Rubelabwertung, aber zu einem großen Ausmaß auch die Sanktionen in Folge der Krim-Krise und wegen der Konflikte in der Ostukraine seit 2014 sowie die russischen Gegenmaßnahmen gegen europäische Firmen.
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