20 Jahre sind es diesen Sommer, seit die kanadische Musikerin Avril Lavigne im zarten Alter von 17 ihr Debüt „Let Go“ veröffentlicht und damit einen Welterfolg gelandet hat. Songs wie „Complicated“ oder „Sk8ter Boi“ machten sie zum Postergirl einer ganzen Generation. Nun meldet sich die Sängerin mit ihrem siebenten Studioalbum, das sie recht plakativ „Love Sux“ betitelt hat, zurück. In dieser halben Stunde scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Denn die zwölf Songs leben nicht nur von der direkten Art, mit der Lavigne über verflossene Liebe und kaputte Beziehungen singt, sondern vor allem einen im Poppunk verwurzelten Musikansatz, der heutzutage nur noch selten so direkt aus den Boxen dröhnt. „Natürlich liebe ich es, immer wieder mal eine emotionale Ballade zu singen“, verriet die Musikerin dem „Fault“-Magazin. „Aber das ist eher ein Rock-Alternative-Album geworden, und erstmals habe ich eine Platte gemacht, die durch und durch Rock‘n‘Roll ist.“
Hohe Erwartungshaltung
Nun muss man das natürlich in einen Kontext setzen: Wer schon als Teenager mehr als 16 Millionen Alben verkauft, der hat zwangsläufig mit kommerziellen Erwartungen umzugehen. Nicht immer wurden diese in der Vergangenheit von Lavigne erfüllt. Und so sehr das auf dem Label von Blink-182-Drummer Travis Barker veröffentlichte Album mit rotzigen Songs wie „Cannonball“ oder „Bite Me“ versucht, die verzerrten Gitarren hoch- und die blinkende Popwelt draußen zuhalten, ganz kann man diese natürlich nicht abschütteln.
Als bestes Beispiel dafür dient der Power-Pop-Song „Avalanche“, der sich sukzessive steigert und ganz den klassischen Songwriting-Mechanismen ergeben ist. Auch das auf emotional getrimmte „Dare To Love Me“ schlägt mit seinen zuckrigen Streichern in diese Kerbe. In anderen Momenten kommt man bisweilen aber gar nicht dazu, lange über Strukturen, Sound oder dergleichen nachzudenken, zu schnell sind die vielfach unter drei Minuten ins Ziel stürmenden Tracks vorbei. Aber ja: Rock, Punk und Co werden klarerweise bedient, wenn Lavigne in „F.U.“ den Mittelfinger in Richtung der Verflossenen streckt.
An die Hörer appelieren
Die 37-Jährige hat viel durchgemacht, wenn man die Text wörtlich nimmt. „Jeder Song entspricht einer anderen Seite von mir, und bei ‘Love Sux‘ geht es ganz grundsätzlich um Liebe, die schief gegangen ist - aber das wird auf eine freche, lustige und leichte Art rübergebracht“, meinte die Sängerin. „Ich habe das für mich gemacht, wollte aber gleichzeitig meine Hörer ermutigen, wenn sie ähnliches durchmachen.“
Unterstützung für das Album hat sie nicht nur von Goldfinger-Sänger John Feldmann erhalten, der als Produzent die Regler nach oben geschoben hat, sondern auch Kollegen wie Machine Gun Kelly, blackbear oder Mark Hoppus. Das Ergebnis mag zwar teils zu bemüht verwegen wirken, zu dick bei Refrains und Rockgitarren auftragen - aber das ist anderen großen Namen aus Punk und Rock auch schon passiert. Letztlich ist „Love Sux“ ein solides Lebenszeichen geworden, mit dem Avril Lavigne am 27. April 2023 in der Wiener Stadthalle vorbeischauen wird (www.oeticket.com). Ihren Biss dürfte sie jedenfalls wieder gefunden haben.
APA/Christoph Griessner
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