Rivalisierende Plattformen werfen dem vor allem durch Online-Pornografie boomenden Bezahl-Netzwerk Onlyfans vor, sich mit einem Social-Media-Dienstleister verschworen zu haben, um ihre Nutzerzahlen nach unten zu treiben. In einem Gerichtsverfahren in den USA wollen sie Onlyfans nachweisen, bei anderen Plattformen aktive Erotik-Stars auf eine Löschliste getrickst und so die Klickzahlen sabotiert zu haben.
Das berichtet die BBC unter Berufung auf ein Gerichtsverfahren in Florida, das der Onlyfans-Rivale FanCentro angestoßen hat. Dieser wirft dem Gegenspieler aus Großbritannien vor, gemeinsam mit einer Social-Media-Agentur sein Geschäft beeinträchtigt zu haben. FanCentro fordert daher Schadensersatz.
Erotik-Sternchen auf der Terrorliste
Die Agentur soll Erotik-Sternchen, die über ihre Social-Media-Profile Nutzer auf ihre kostenpflichtigen FanCentro-Seiten lockten, auf eine von vielen großen Internetunternehmen verwendete Zensurliste getrickst haben. Eigentlich dient diese Liste der Löschung terroristischer Inhalte.
Die Manipulation der Terrorliste des Global Internet Forum to Counter Terrorism (CIFCT) soll 2018 stattgefunden haben. Die Liste enthält sogenannte Hashwerte - digitale Fingerabdrücke - terroristischer Propagandabilder oder -videos und wird etwa von YouTube, Twitter, Facebook und Snapchat zur Moderation ihrer Inhalte genutzt. Was auf der Liste steht, wird also bei all diesen Diensten gelöscht.
Bestechungsvorwürfe werden laut
Der Klage zufolge soll Onlyfans Führungskräfte der Social-Media-Agentur bestochen haben, damit diese Erotikmodels auf die Terrorismusliste setzen, die ihre Inhalte auf Konkurrenzplattformen verkauft haben. Das habe bei den Betroffenen zu ungerechtfertigten Löschungen und in weiterer Folge einem Einbruch der Klickzahlen der Konkurrenzplattformen geführt. Nutzerinnen, die ihre Inhalte ausschließlich auf Onlyfans angeboten hätten, seien von dem Phänomen verschont geblieben.
Meine Seite ist langsam gestorben und hat Follower verloren, weil die Postings gelöscht wurden.
Camila, Betroffene
Eine Betroffene schildert, dass die Sabotage „verheerende“ Auswirkungen hatte. Sie hatte auf Instagram Bikini- und Unterwäschefotos gepostet, um Nutzer auf ihre kostenpflichtige Seite zu locken. „Sie wurden aber auf einmal mehrmals am Tag gelöscht, oft mehrere Postings auf einmal. Meine Seite ist langsam gestorben und hat Follower verloren, weil die Postings gelöscht wurden. Keiner konnte mich sehen.“ Ihre monatlichen Einkünfte seien von zuvor 50.000 US-Dollar auf einen Bruchteil zurückgegangen.
FanCentro ist nicht die einzige Plattform, die das Phänomen beobachtet hat. Der Besitzer einer anderen Bezahlplattform bestätigt gegenüber der BBC, Ende 2018 seien die Klickzahlen eingebrochen, als wäre „eine Bombe“ geplatzt. Mehr als 100 Instagram-Profile von Darstellerinnen, die sonst Traffic auf seine Plattform brachten, seien betroffen gewesen.
Onlyfans dementiert, Facebook soll Infos liefern
Bei Onlyfans will man nichts von Sabotage wissen. Man habe Kenntnis der Klage, habe aber „keinen Verdienst“ daran. Auch bei jenem Anti-Terrorismus-Forum, dessen Löschliste manipuliert worden sein soll, weiß man von nichts. „Uns sind keine Beweise bekannt, die Theorien stützen, die in dieser Klage zwischen zwei Parteien ohne Verbindung zu GIFCT präsentiert werden.“
Nähere Informationen, wie es dazu kam, dass die Erotikmodels auf der Löschliste landeten, könnten interne Dokumente bei Facebook liefern. Der jüngst in Meta umgetaufte Social-Media-Riese, zu dem auch Instagram gehört, soll eine Vorladung erhalten haben und könnte verpflichtet werden, Aufzeichnungen im Zusammenhang mit der Terrorliste zu liefern.
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