Manchmal liegt das Gute doch sehr nah: Aus steirischer Rohmilch hat Katrin Susanna Wallner einen vielversprechenden Bakterienstamm gewonnen. Diesen will sie nun in ein Pflegeprodukt packen und so auch der Hautkrankheit Neurodermitis den Kampf ansagen: Die Humanmedizinerin über das Heilen mit Bakterien.
Es ist die häufigste entzündliche Hautkrankheit in der westlichen Welt: Neurodermitis. Etwa jedes vierte Kind ist von den Ekzemen betroffen, die im Gesicht, an Händen und Füßen auftreten oder sich sogar über den ganzen Körper ausbreiten können. An den juckenden und geröteten Hautstellen leiden vor allem die Kleinsten.
Oft hat der Krankheitsbeginn in jungen Jahren einen genetischen Hintergrund. Daher möchten Eltern ihren Nachwuchs natürlich bestmöglich schützen. Besonders, wenn man weiß, dass eine familiäre Veranlagung vorhanden ist. Trotz der enormen Häufigkeit der Erkrankung ist das Spektrum der Therapien allerdings ziemlich schmal. „Die Zeit ist reif für wirksame Anwendungen, denn mehr als die Hälfte der Patienten sind mit den Methoden nicht zufrieden und erfahren auch keine konstante Linderung“, sagt Katrin Susanna Wallner.
Wie Probiotika das Hautbild beeinflussen
Die Medizinerin hat sich im Rahmen des Start-up Projektes „TopBiotics“ zum Ziel gesetzt, Hautkrankheiten unter einem neuen Blickwinkel zu behandeln. „Mein Ansatz ist, mit probiotischen Bakterien die natürliche Balance der Hautflora zu stärken“, erklärt Wallner, die zu diesem Schwerpunktam Grazer Zentrum für Wissens- und Technologietransfer forscht.
Als sie das erste Mal mit der Beeinflussung von Probiotika auf das Hautbild in Berührung gekommen sei, habe sie das Themasofort fasziniert: „Wir leben ohnehin mit Bakterien. Der Gedanke, sich die freundlichen selbst auszusuchen, gefällt mir.“
In diesem Bereich liege großes medizinisches Potenzial, auch weil Billionen Mikroben als Schutzfunktion einen Einfluss auf die Gesundheit haben. Doch wenn es darum geht, diese fragile Struktur der Haut zu schützen, ist der Menschsein schlimmster Feind, denn durch das viele Waschen mit Reinigungsgels werden gute Bakterien zerstört. „Gelangt das Mikrobiom auf der Haut aus dem Gleichgewicht, lässt sich deutlich ein Zusammenhang mit Neurodermitis feststellen“, erklärt die Wissenschafterin.
Wallner hat einen geeigneten Bakterienstamm in der steirischen Rohmilch entdeckt, um gegen dieses Ungleichgewicht vorzugehen. Die größte Herausforderung sei nun, diese Bakterien am Leben zu erhalten und in einem Produkt auch haltbar zu machen. „Nur so können sie ihre optimale Wirkung entfalten“, schildert die 30-jährige Grazerin.
Serienreifes Produkt noch heuer am Markt
Dabei arbeitet sie tierversuchsfrei und möchte vollkommen auf Konservierungsmittel verzichten: „So hat der Patient keine schädlichen Inhaltsstoffe in seiner Creme.“ Noch heuer soll ein wirksames Hautpflegeprodukt auf den Markt kommen: „Wir sind drauf und dran in Richtung Arzneimittel zu gehen, klinische Studien sind in Vorbereitung.“
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