Demos für Ukraine

Gegen Krieg protestiert: 1400 Russen verhaftet

Ausland
24.02.2022 22:00

Bei Protesten gegen den Einmarsch in die Ukraine sind in Russland nach Angaben von Aktivisten fast 1400 Menschen festgenommen worden. Die Menschenrechtsorganisation OVD-Info registrierte bis Donnerstagabend mindestens 1391 Festnahmen in 51 russischen Städten, davon allein mehr als 700 in der Hauptstadt Moskau und mehr als 340 in der zweitgrößten Stadt St. Petersburg. Auf dem Moskauer Puschkin-Platz gab es Dutzende Festnahmen. Die Behörden hatten Proteste gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine untersagt und Teilnehmern mit harten Strafen gedroht.

In den Online-Netzwerken wurde dennoch zu Demonstrationen aufgerufen. Die größten Proteste fanden in Moskau und St. Petersburg statt. Die Polizei, die in Moskau mit einem Großaufgebot im Einsatz war, löste die Kundgebungen auf. Auch die Oppositionelle Marina Litwinowitsch wurde festgenommen, wie sie bestätigte. „Ich bin auf dem Weg nach Hause festgenommen worden“, schrieb sie im Messengerdienst Telegram.

„Russen sind gegen Krieg!“
Die in Moskau lebende Litwinowitsch hatte ihre Landsleute zuvor zu Protesten gegen den Angriff aufgerufen. „Heute um 19 Uhr in die Zentren unserer Städte. Russen sind gegen Krieg!“, schrieb sie in einem Facebook-Eintrag. „Wir werden dieses Chaos in den kommenden Jahren beseitigen. Nicht nur wir. Sondern auch unsere Kinder und Enkelkinder.“

Die russische Oppositionsbewegung ist in den vergangenen zwei Jahren jedoch deutlich geschwächt worden. Die wichtigsten Anführer wurden inhaftiert oder ins Exil getrieben. Auch das Projekt OVD-Info, das politische Verfolgung in Russland dokumentiert, geriet ins Visier der Behörden.

Nawalny: Russland will von Problemen ablenken
Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny, der seit mehr als einem Jahr in Haft sitzt, hatte den russischen Einmarsch in die Ukraine am Donnerstag scharf kritisiert. „Ich bin gegen diesen Krieg“, sagte er. Bei dem „Krieg zwischen Russland und der Ukraine“ handle es sich um ein Manöver des Kreml, um von den innenpolitischen Problemen in Russland abzulenken.

Kritik an dem von Präsident Wladimir Putin angeordneten Angriff kam auch von der Bewegung „Fridays for Future“ in Russland. „In einer Situation, in der die Welt unter Klima-, Umwelt- und anderen Krisen leidet, wird ein Krieg diese Krisen nur verschlimmern, aber nicht zu ihrer Lösung beitragen“, schrieben die Aktivistinnen und Aktivisten auf Twitter. „In unserer Zeit müssen alle Konflikte durch Diplomatie gelöst werden und nicht durch das Blut von Zivilisten in anderen Ländern.“ Sie sicherten den ukrainischen Mitstreitern „unsere Solidarität und Unterstützung“ zu.

Europaweite Proteste
Unterdessen demonstrierten vor der russischen Botschaft in Warschau Donnerstag Hunderte Menschen gegen den russischen Großangriff auf die Ukraine. „Putin Mörder“, „Stoppt den Krieg gegen die unabhängige Ukraine“, „Warschau ist solidarisch mit der Ukraine“ stand auf Schildern und Transparenten. Die Demonstranten, unter ihnen auch zahlreiche in Polen lebende Ukrainer, schwenkten ukrainische, polnische und EU-Fahnen. Sie verurteilten den russischen Angriff und forderten eine geschlossene Reaktion des Westens. Autofahrer bekundeten ihre Solidarität mit der Ukraine durch ein Hupkonzert.

Vor der russischen Botschaft in Paris skandierten Hunderte Demonstranten „Stoppt Putin, stoppt den Krieg“. Auf einigen Plakaten war „Kein Krieg“ oder „Putin Ukraine 2022, Hitler Polen 1939“ zu lesen. Die Menschen schwenkten die gelb-blaue Fahne der Ukraine und sangen ein ukrainisches Lied aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.  Auch in anderen europäischen Städten wie Berlin, Brüssel und in Den Haag gingen zahlreiche Menschen auf die Straße, um gegen den russischen Einmarsch in der Ukraine zu demonstrieren. In Österreich gab es in Wien und in Salzburg Kundgebungen.

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