Raketen auf Kiew
Ukraine bittet: „Schmeißt Russland aus allem raus“
Russische Truppen haben die ukrainische Hauptstadt Kiew Freitagfrüh unter heftigen Beschuss genommen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sprach von „schrecklichen russischen Raketenangriffen auf Kiew“. Er forderte erneut schärfere Sanktionen gegen Russland und Kremlchef Wladimir Putin: „Stoppt Putin. Isoliert Russland. Trennt alle Verbindungen. Schmeißt Russland aus allem raus!“
Das ukrainische Militär berichtete auf Twitter, es habe zwei Angriffe mit Raketen auf Kiew gegeben. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, sprach von drei Verletzten durch Raketenteile. Laut Informationen des ukrainischen Innenministeriums, über die CNN berichtete, wurden auch Wohnhäuser in Kiew getroffen. Ein Angriff sei aus der Luft erfolgt.
„Das letzte Mal, dass unsere Hauptstadt so etwas erlebt hat, war 1941, als sie von Nazi-Deutschland angegriffen wurde“, twitterte Kuleba. Er zeigte sich trotz der massiven Angriffe demonstrativ optimistisch: „Die Ukraine hat dieses Übel besiegt und wird auch jenes besiegen.“
Wie CNN unter Berufung auf Quellen im ukrainischen Innenministerium berichtet, wurde ein ukrainisches Flugzeug über Kiew abgeschossen. Andere offizielle ukrainische Quellen aus dem Innenministerium sprechen von einem russischen Flugzeug. Zudem gab es einen Raketenangriff durch russische Truppen auf die Stadt, wie CNN berichtet. Ein Wohnhaus in Kiew stand im Flammen.
Kämpfe auch in anderen Orten
Auch aus anderen Orten wie der Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine wurden Kämpfe und Angriffe gemeldet. Laut ukrainischem Grenzschutz gab es außerdem Todesopfer durch Raketenbeschuss auf einen seiner Posten im Süden des Landes am Asowschen Meer. Dabei habe es in der Nacht auf Freitag mehrere Tote und Verletzte gegeben, teilte die Behörde auf Facebook mit. Der Ort Primorskyj Posad liegt an der Küste zwischen der von Russland annektierten Halbinsel Krim und dem ostukrainischen Separatistengebiet. Das ukrainische Militär geht davon aus, dass die russische Armee einen Korridor zwischen beiden Gebieten erobern will.
Einberufung von Wehrpflichtigen
Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ostukraine ordnete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine allgemeine Mobilmachung der Bevölkerung an. Das Staatsoberhaupt habe ein entsprechendes Dekret unterschrieben, meldete die Agentur Unian in der Nacht auf Freitag unter Berufung auf das Präsidialamt in Kiew. Die Anordnung gilt demnach 90 Tage und sieht die Einberufung von Wehrpflichtigen und Reservisten vor. Zuvor hatte Selenskyj bereits eine Teilmobilmachung von Reservisten angeordnet. „Wir müssen operativ die Armee und andere militärische Formationen auffüllen“, begründete er seine Entscheidung. Bei den Territorialeinheiten werde es zudem Wehrübungen geben. Wie viele Männer betroffen sein werden, sagte der 44-Jährige nicht.
Männer zwischen 18 und 60 dürfen Land nicht verlassen
Nach ukrainischen Behördenangaben dürfen zudem männliche Staatsbürger im Alter von 18 bis 60 Jahren das Land nicht verlassen. Man werde sie nicht über die Landesgrenze lassen, teilte der Leiter der ukrainischen Zollbehörde in Lemberg, Danil Menschikow, am Donnerstagabend auf Facebook mit. Er bat die Menschen, keine Panik zu verbreiten und nicht zu versuchen, eigenständig die Landesgrenze zu überqueren.
Osteuropäische NATO-Mitglieder um Hilfe gebeten
Selenskyj bat die osteuropäischen NATO-Mitglieder um Unterstützung bei der Verteidigung. Er habe diesbezüglich mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda gesprochen, schreibt Selenskyj auf Twitter. Er habe auch um Hilfe gebeten, Russland an den Verhandlungstisch zu bringen. „Wir brauchen eine Anti-Kriegs-Koalition.“
Am Freitagnachmittag findet in Warschau ein Sondergipfel der neun osteuropäischen NATO-Staaten Rumänien, Bulgarien, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Polen, Estland, Lettland und Litauen zum Ukraine-Krieg statt.
Wir brauchen eine Anti-Kriegs-Koalition.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
Staatschef lobt „Heldenmut“ der Sodlaten
Gleichzeitig lobte der Staatschef die Ukrainer für ihren „Heldenmut“ angesichts des russischen Vormarsches. Die ukrainischen Streitkräfte „tun alles, was sie können“, um das Land zu verteidigen, versicherte er. Russland müsse „früher oder später“ mit der Ukraine „sprechen“, um die Kämpfe zu beenden, sagte er weiter. „Je früher dieses Gespräch beginnt, desto geringer werden die Verluste für Russland selbst sein“, fügte er hinzu. Selenskyj rief zudem die russische Bevölkerung zum Protest gegen den Angriff auf die Ukraine auf.
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