Im Kampf mit den Invasionstruppen des übermächtigen Nachbarn Russland braucht die Ukraine jede Unterstützung. Die Regierung unter Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft dabei auch auf den Cyber-Untergrund: Sie ließ in Hacker-Foren zur digitalen Landesverteidigung aufrufen. Anonymous reagierte prompt und erklärte Wladimir Putins Russland den Cyber-Krieg.
Das berüchtigte Hacker-Kollektiv sagte der Ukraine über ein Anonymous zugeordnetes Twitter-Konto seine Solidarität zu: „Die Ukraine ist ein freies Land, das Ziel der Invasion einer faschistischen Diktatur geworden ist. Der Kampf findet nicht zwischen der NATO und Russland statt, sondern zwischen Demokratie und Faschismus.“
Kreml-Sender „Russia Today“ war offline
Anonymous meldete bereits nach kurzer Zeit, erste Ziele in Russland lahmgelegt zu haben. Die Hacker attackierten die Server des Kreml-Servers „Russia Today“. Screenshots sollen belegen, dass die Website RT.com Donnerstagabend mit Ausfällen kämpfte. Auch einige russische Internet-Provider sollen durch Anonymous-Attacken Probleme gehabt haben.
DDoS-Attacken könnten noch zunehmen
Auf welche Art und Weise Anonymous die russischen Internetangebote angegriffen hat, geht aus den Postings nicht hervor. Denkbar wären aber sogenannte DDoS-Angriffe, die seit Beginn der Kämpfe auch von ukrainischen Website-Betreibern verzeichnet werden, die Russland dahinter vermuten. Bei DDoS-Angriffen werden Internet-Server mit so vielen Anfragen bombardiert, dass sie unter der Last den Dienst versagen.
Anonymous könnte die Angriffe auf russische Websites in den nächsten Tagen noch intensivieren: Auf Twitter berichten die Hacker, Hunderte Freiwillige für ihre Sache gewonnen zu haben. Anonymous-Aktivisten wollen der Regierung in Kiew auch bei der Aufklärung helfen und russische Truppenbewegungen in der Ukraine öffentlich machen.
Hilferuf an ukrainischen Cyber-Untergrund
Anonymous reagiert damit auf einen verzweifelten Hilferuf der ukrainischen Regierung, über den die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Der Kiewer IT-Security-Experte Yegor Aushev postete in Absprache mit dem Verteidigungsministerium: „Ukrainische Cyber-Community! Es wird Zeit, dass ihr euch an der Verteidigung unseres Landes beteiligt.“ Freiwillige würden in offensive und defensive Kräfte aufgeteilt.
DDoS-Attacken, neuer Schadcode in der Ukraine
Vor allem Letztere werden dringend gebraucht: Seit Beginn der Kampfhandlungen kommt es in der Ukraine auch zu massiven Cyberangriffen, deren Ursprung die Kiewer Regierung und westliche Beobachter in Russland vermuten. Neben groß angelegten DDoS-Angriffen und Attacken auf die Internet-Infrastruktur wurde auch bisher unbekannte Schadsoftware entdeckt, die von einer Hackergruppe des russischen Militärgeheimdienstes GRU entwickelt worden sein soll. Russland weist zurück, etwas mit den Cyberangriffen zu tun zu haben.
EU-Staaten schickten Cyber-Abwehrtrupp nach Kiew
Dass um die Ukraine neben einem konventionellen auch ein Cyber-Krieg ausbrechen würde, war erwartet worden: Eine Reihe von EU-Staaten hatte vor Beginn der Kampfhandlungen eine Cyber-Eingreiftruppe nach Kiew geschickt, um dort bei der Abwehr von Hackerangriffen zu helfen.
EU befürchtet Übergreifen von Cyberangriffen
Westliche Regierungen befürchten ein Übergreifen auf andere Länder: Die Malware, die in der Ukraine entdeckt wurde, ist auch in den EU-Ländern Lettland und Litauen nachgewiesen worden. Deutschland schickte über sein Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Cyber-Warnung an Unternehmen und empfahl eine Urlaubssperre für IT-Profis.
Russlands Hacker sind berüchtigt
Bereits die russischen Militäroperationen in Georgien 2008 und auf der Krim 2014 wurden von Cyberattacken begleitet. Auch Angriffe auf das ukrainische Elektrizitätsnetz und der außer Kontrolle geratene Trojaner „NotPetya“, der sich 2017 von der Ukraine aus weltweit ausbreitete und Milliardenschäden verursachte, schreiben IT-Security-Experten Russland und den berüchtigten Hackern seines Militärgeheimdienstes GRU zu.
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