15-Stunden-Tag

So fordernd ist der Job als steirischer Ortschef

Steiermark
26.02.2022 16:00

Zahlreiche Bürgermeister haben heuer bereits ihren Rückzug verkündet. Wie intensiv der Alltag als Kommunalpolitiker ist, verraten uns die Gemeindechefs von Gasen und Wildalpen.

Liezen, Leibnitz, Rottenmann, Spital am Semmering - in diesen Gemeinden wird es, wie berichtet, noch heuer Bürgermeister-Wechsel geben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Rochaden folgen. Die Arbeitsbelastung für die Politiker ist nicht zuletzt in der Pandemie gestiegen: Für viele bedeutet der Job eine Herkules-Aufgabe, weil die meisten Ortschefs ihr Amt nebenbei „schupfen“ und noch anderen Beschäftigungen nachgehen.

Erwin Gruber ist schon fast ein Vierteljahrhundert ÖVP-Bürgermeister im oststeirischen Gasen. Einige Jahre saß er auch im Landtag. Als er den 50er feierte, entschied er sich aber aus freien Stücken, den Sessel freizumachen. „Damals war ich auch Bezirksparteiobmann und vertrat 54 Gemeinden. Virtuelle Termine gab’s da noch nicht, fast jeden Abend besuchte ich Veranstaltungen“, erinnert sich Gruber. Eine 100-Stunden-Woche war keine Seltenheit, sondern Normalität. Auch noch heute ist der Kalender des Politikers randvoll mit Terminen, erst nach 22 Uhr ist (Dienst-)Schluss.

Biobauer aus Leidenschaft in der Oststeiermark
Der erste „Termin“ am Tag: der Weg in den Stall. „Ein guter Einstieg“, lacht Gruber. Er ist seit vielen Jahren Biobauer, der Hof liegt auf 1120 Metern. „Das ist meine Berufung, ich lebe gerne mit dem Kreislauf der Natur.“ Um 8 Uhr geht’s dann schon ins Gemeindeamt.

Zu Mittag wird oft im Gasthaus gegessen, „denn von den Leuten dort erfährt man am meisten“. Zwischen Terminen schlüpft Gruber wieder schnell in die Arbeitskluft. „Sobald ich die Gummistiefel anhab, läutet aber meistens wieder das Handy.“ An den Wochenenden stehen Einladungen in Nachbargemeinden oder Geburtstagsgratulationen am Programm. „Eine Woche Urlaub ist kaum möglich“, sagt der Ortschef.

2007 übernahm Karin Gulas das Bürgermeisteramt im idyllischen Wildalpen, der östlichsten Gemeinde des Bezirkes Liezen. Zusätzlich hat die SPÖ-Politikerin einen 40-Stunden-Job bei Wiener Wasser. Über die zweite Hochquellenleitung fließt bekanntlich bestes Hochschwab-Wasser aus der Wildalpen-Region in die Bundeshauptstadt. „Die Stadt Wien ist größter Arbeitgeber bei uns im Ort“, freut sich die Obersteirerin.

Die Arbeit als Ostchefin ist fordernd - „man ist ja immer erreichbar“, sagt Gulas. 30 Stunden kommen da schon locker zur Hauptbeschäftigung dazu. „In den Jahren hat sich viel geändert. Vor allem in der Pandemie sind die Leute ungeduldiger und unzufriedener geworden.“ Man werde schnell kritisiert, könne auch nicht immer zu allem Ja sagen. „Aber in den Jahren habe ich eine dicke Haut bekommen.“

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