Der Kremlchef will nun zu einer „Entnazifizierung“ schreiten. Wo? Nein, nicht im Kreml, sondern in der Ukraine, „wo Faschisten an der Macht sind“. Der ukrainische Präsident Woldymyr Selenskyj ein Nazi? Er ist ein Jude, dessen Großvater ein sowjetischer Kriegsveteran war, der mehrere Familienangehörige im Holocaust verloren hat. Selenskyj muss also nicht nur die Schmach einer militärischen Aggression erdulden, sondern auch noch die Schmähung durch die Macht-Zyniker im Kreml.
Wladimir Putin & Co. beweisen mit ihren Lügen, was sie an der Ukraine am meisten stört: die Demokratie. Deshalb wird die ukrainische Führung als „Faschisten-Clique“ verteufelt. So wie in jeder Demokratie treibt leider auch in der Ukraine Nazi-Abschaum sein Unwesen. Dessen Aufbauschung durch die Kreml-Propaganda verfehlt sicherlich nicht die Wirkung bei vielen Russen, die Nazi-Opfer in ihrer Familiengeschichte haben. So hofft Putin, die Menschen bei der Stange halten zu können.
Diesmal fehlt in Russland die nationale Begeisterung wie bei der „Heimholung“ der Krim 2014. Der Kreml signalisiert sogar, dass er keine öffentlichen Begeisterungsausbrüche wünscht - aus Sorge, daraus könnte sich etwas Unkontrolliertes entwickeln. Putin & Co. klatschen sich auf die Schenkel, wie sie die westlichen Politiker hinters Licht geführt haben, die um des lieben Friedens willen an den langen Tisch gepilgert waren. Warten wir ab, wer zuletzt lacht.
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