Ein Infobrief einer Wiener Schule löste Unruhe aus. Liegt der Lernfortschritt nur den Eltern geimpfter Kinder am Herzen?
Mit diesem Elternbrief schoss die Direktorin einer Neuen Mittelschule in Favoriten übers Ziel hinaus. Bezug nimmt das Schreiben auf die neuen Wiener Quarantäneregeln für Schulen, die bei mehreren Corona-Fällen in einer Klasse nur noch Teilsperren vorsieht. Geimpfte und genesene Kinder bleiben im Präsenzunterricht, während ungeimpfte Mitschüler als Kontaktpersonen in Quarantäne müssen - auch wenn sie negativ getestet sind.
Den neuen Regeln folgten in dem umstrittenen Elternbrief zwei Sätze, die auch bei vollimmunisierten Eltern sprichwörtlich das Geimpfte aufgehen ließen: „Die Kinder bekommen Aufgaben, aber keinen irgendwie gearteten Unterricht, denn die Lehrer unterrichten die anwesenden Kinder. Wenn Ihnen der Lernfortschritt Ihrer Kinder am Herzen liegt, dann ist die Impfung die einzige Möglichkeit, Ihrem Kind auch Beschulung zu ermöglichen. Lassen Sie sich und Ihr Kind deshalb impfen!!!“
Skeptiker sehen Kinder-Impfzwang durch die Hintertür
Worte, die Öl ins Feuer der Impfskeptiker gießen. Die zuletzt behaupteten, die neuen Wiener Schulregeln seien ein „Kinder-Impfzwang durch die Hintertür“. Die Großmutter eines Schülers der NMS 10 wandte sich an die „Krone“: „Egal, ob es richtig oder falsch ist, wenn die Eltern sich gegen eine Impfung entscheiden: Es kann doch nicht sein, dass ausgebildete Pädagogen einem 13-Jährigen vermitteln, dass seine Eltern nicht an seinem Lernfortschritt interessiert sind.“
Auf Nachfrage im Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr gab es indirekte Unterstützung für die Schulleitung: „Die Regelungen sind korrekt wiedergegeben. Die Wortwahl ist sicher nicht glücklich, denn es geht bei den Lockerungen darum, mehr Schüler am aktiven Unterricht teilhaben zu lassen. Den Impfaufruf aber unterstützen wir“, heißt es.
Subvariante Omikron BA.2 ist nun dominant
Apropos Impfung: Ab Dienstag impft die Stadt mit dem Novavax-Impfstoff. Es gibt 9000 Voranmeldungen. Seit Freitag ist die Subvariante Omikron-BA.2 in Wien dominant. Bei über 50 Prozent der positiv Getesteten wurde der hochinfektiöse Stamm detektiert.
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