Nach einem verzweifelten Hilferuf der ukrainischen Regierung hat das mysteriöse Hackerkollektiv Anonymous Russland den Cyberkrieg erklärt. Am Samstag meldeten mehrere Anonymous-Kanäle in sozialen Medien weitere erfolgreiche Hacks. Anonymous behauptet, interne Unterlagen des russischen Verteidigungsministeriums und eines weißrussischen Waffenproduzenten erbeutet zu haben.
Das berichtet das litauische IT-Security-Nachrichtenportal „Cybernews“, das sich auf Angaben von Anonymous-Aktivisten beruft. Am Freitagabend, behaupten die Hacker, sei es ihnen gelungen, eine interne Datenbank des russischen Verteidigungsministeriums zu knacken.
Auf Twitter veröffentlichte Screenshots zeigen eine Sammlung von E-Mail-Adressen samt den dazugehörigen Passwörtern und Telefonnummern. Die Liste wurde anderen Hackern zum Download zur Verfügung gestellt. Die Echtheit der Daten konnte allerdings nicht verifiziert werden.
Weißrussischer Waffenproduzent gehackt?
Am Samstag veröffentlichten die Aktivisten die nächste Erfolgsmeldung. Auf Twitter vermeldeten sie, erfolgreich in die Netzwerke des weißrussischen Waffenproduzenten Tetraedr eingedrungen zu sein und veröffentlichten 200 Gigabyte Daten, die aus dessen Firmennetzwerk stammen sollen.
Es handle sich um den Inhalt der E-Mail-Postfächer der Mitarbeiter, die Daten sollen auch Baupläne beim russischen Einmarsch in die Ukraine genutzter Waffensysteme enthalten. Die Echtheit der Daten konnte nicht bestätigt werden, einen Cyberangriff dürfte es aber tatsächlich gegeben haben: Die Tetraedr-Website war am Samstag nicht erreichbar.
Weißrussland ist Verbündeter Moskaus, kurz vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine hielten die beiden Staaten gemeinsame Manöver ab. Die russischen Truppen, die auf die ukrainische Hauptstadt Kiew vorrücken, drangen über weißrussisches Staatsgebiet in die Ukraine ein.
DDoS-Angriffe auf russische Websites dauern an
Bereits am Freitag meldete Anonymous, russische Websites - unter anderem jene staatlicher Medien - angegriffen und wiederholt offline genommen zu haben. Die Aktivisten bedienen sich sogenannter DDoS-Angriffe - Überlastungsattacken, bei denen Websites mit so vielen Anfragen bombardiert werden, dass es die Server überlastet.
DDoS-Angriffe wurden - neben der Entdeckung bisher unbekannter Schadsoftware - seit Ausbruch des bewaffneten Konflikts auch aus der Ukraine gemeldet. Westliche IT-Security-Experten vermuten russische Hacker dahinter, die Putins Militärgeheimdienst GRU angehören sollen.
Gazprom-Website zeitweise offline
Anonymous nimmt neben Regierungsstellen und der Rüstungsindustrie auch russische Unternehmen im Visier. Am Freitag gelang den Hackern eigenen Angaben zufolge, die englischsprachige Website des Energiekonzerns Gazprom lahmzulegen. Mittlerweile ist sie wieder erreichbar.
Am Samstag veröffentlichte ein Anonymous-Kanal auf YouTube - siehe Video - eine an den russischen Präsidenten gerichtete Botschaft. Darin drohen die Hacker Wladimir Putin, russische IT-Systeme nach Staatsgeheimnissen zu durchforsten und diese öffentlich zu machen.
Anonymous hatte bereits vor Kriegsbeginn angekündigt, im Fall eines Konflikts aktiv zu werden, und reagiert mit seinen Cyberangriffen auch auf einen Hilferuf der ukrainischen Regierung. Der Kiewer IT-Security-Experte Yegor Aushev postete in Absprache mit dem Verteidigungsministerium in einschlägigen Untergrundforen: „Ukrainische Cyber-Community! Es wird Zeit, dass ihr euch an der Verteidigung unseres Landes beteiligt.“
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