Anordnung von Leitung

Überlastungsprotokolle: Maulkorb für Pflegekräfte

Die „Offensive Gesundheit“ zeigte auch vor dem Spital Speising, dass es u.a. mehr Personal braucht.

(Bild: Martin Mandl)

Personalnot im Wiener Spital Speising: Die Klinikleitung schreibt Pflegekräften jetzt vor, was sie Patienten sagen dürfen.

Der „Krone“-Bericht über überarbeitete Mitarbeiter im OP-Bereich des Orthopädischen Spitals Speising hat hohe Wellen geschlagen. Vor allem die veröffentlichten Überlastungsprotokolle, die klarmachen, wie gefährlich die Situation aufgrund des gravierenden Personalmangels für Pflegekräfte und Patienten bereits ist.

Statt Verbesserungen kommt ein Maulkorb
Eigentlich sollten durch die Veröffentlichung endlich Verbesserungen erreicht werden. Doch anstatt mit den Pflegekräften über Änderung zu sprechen, bekamen die Mitarbeiter ein E-Mail von der Krankenhausleitung. Darin wird den Angestellten vorgeschrieben, was sie zu antworten haben, sollten besorgte Patienten sie auf die derzeitige Lage ansprechen. Ein Maulkorb für die Pflegekräfte oder ein Beschönigen der Situation? „Falls Patienten euch direkt ansprechen, dann bitte wie unten angeführt zu reagieren und zu antworten.“ „Reaktives Statement“, heißt es in dem E-Mail. Und weiter: „Wichtig ist, die MA (Mitarbeiter, Anm.) zu sensibilisieren, dass keiner zu Schaden kommt.“

(Bild: zVg, Krone KREATIV)

Vorgefertigte Antwort
Die vorgefertigte Antwort lautet: „Die bestmögliche Betreuung und hohe Sicherheit bei Operationen und Behandlungen ist für Patienten selbstverständlich zu jeder Zeit garantiert ... Zudem wurde die Leistung in jüngster Zeit reduziert (es finden weniger OPs statt), wodurch es mehr Aufmerksamkeit, mehr Ressourcen pro Patient gibt.“

Unbestritten, dass Situation angespannt ist
Die „Krone“ fragte im Krankenhaus nach, welche konkreten Schritte nun gesetzt würden. „Es ist unbestritten, dass die Situation in Gesundheitseinrichtungen angespannt ist. Die Mitarbeiter sind erschöpft von zwei Jahren Pandemie“, sagt eine Sprecherin. Krankenstände durch Omikron würden die Lage zusätzlich verschärfen. Bei Vereinbarkeit würde bereits eine Leistungsreduktion stattfinden, was eine Sperre von bis zu zwei OP-Sälen pro Tag bedeute. Zudem sei man auf intensiver Suche nach Fach- sowie administrativem Personal. Und auch die Überlastungsanzeigen nehme man ernst.