Friedensära zu Ende
Die 30-jährige Friedensära in Europa ist zu Ende
Nach dem Kalten Krieg und dem Zerfall der Sowjetunion glaubte man, Kriege in Europa gehörten der Vergangenheit an. Der Welt droht nun eine neue „Achse des Bösen“.
„Die Ära des Friedens in Europa endete im Morgengrauen“, begann die „Washington Post“ an jenem historischen 24. Februar 2022 ihren Bericht über die russische Invasion in die Ukraine. „Krieg war nicht mehr etwas Undenkbares oder etwas, das sich die Europäer aus der Ferne anschauen“, so der renommierte Politik-Analyst Ivan Krastev. Wir sehen das Ende des 30-jährigen Friedens nach dem Kalten Krieg. Wenn man den Jugoslawien-Krieg in den 1990er-Jahren als „innerstaatlichen Konflikt“ wertet.
Was folgte, war ein strategischer Urlaub Europas, wie es einige Experten nannten. Streitkräfte wurden verkleinert, Militärbudgets gekürzt. Und zu Zeiten der Wirtschaftskrise waren höhere Verteidigungsausgaben keine notwendige Option. Das war nicht unlogisch, schien Frieden in Europa doch auf Generationen einzementiert. „Was wir hier sehen, ist ein klassischer zwischenstaatlicher Krieg. Wir erleben hier also eine unverhoffte Rückkehr der sogenannten Alten Kriege, und das in Europa“, sagt Konfliktforscher Maximilian Lakitsch im Gespräch mit der „Krone“.
Die neue „Achse“ traf sich bei Olympia in Peking
Einzig Polen und das Baltikum, die an Russland grenzen, warnten immer wieder vor dem Mann im Kreml, dass dieser die russischen Einflusssphären wiederherstellen wolle. Den Georgien-Krieg 2008 nahm Europa nicht ernst. Die Versuche, Russland nach der Krim-Invasion 2014 versöhnlich zu stimmen, blieben erfolglos. Putin hat die Uhr zurückgedreht und den Stolz Russlands wiederhergestellt, nachdem „der Westen Russland jahrelang unter den Teppich gekehrt hat und sich nur noch mit China, Corona und Klimawandel beschäftigen wollte“, sagt der britische Russland-Experte James Nixey.
Nun fürchten Experten eine neue „Achse des Bösen“ aus Russland, China, Nordkorea, Iran und andere. Ein erstes Treffen gab es, so der konservative „National Review“, bei den Olympischen Spielen in Peking. Beim Bankett nach der Eröffnungsfeier waren neben Xi Jinping und Putin auch Autokraten wie Saudi-Prinz Mohamed bin Salman und der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi anwesend. China habe sich „vom Westen distanziert“. Die „New York Times“ prophezeit sogar das Ende des liberalen Zeitalters.
Was bedeutet das für Europa? Experte Stefan Lehne vom Carnegie-Institut sagt, die EU müsse sich vor äußerem Zwang schützen. „Es braucht einen Abbau von einseitigen Abhängigkeiten und Diversifizierung bei den Versorgungswegen.“
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