Erderwärmung

Zeitfenster für Rettung des Klimas schließt sich

Wissenschaft
28.02.2022 18:19

Ein düsteres Bild zeichnet der aktuelle Bericht des Weltklimarates (IPCC). Demnach stehen wir im Kampf gegen die Erderwärmung auf verlorenem Posten. Fazit: Es muss mehr und es muss schneller gehen!

Nein, es sind wieder keine guten Nachrichten, die der IPCC am Montag verlautbarte. Die gesetzten Maßnahmen, um die globale Erwärmung einzudämmen, seien kurz gesagt einfach zu schwach. Die Folgen kann man sich ausmalen: Hitzewellen und Überschwemmungen, Dürren und Stürme - extreme Wetterereignisse werden schon in naher Zukunft weiter zunehmen.

Dürreperioden führen zu Armut, Migration und Konflikten. (Bild: Markus Tschepp)
Dürreperioden führen zu Armut, Migration und Konflikten.

Europa erwärmt sich immer schneller 
Mit den Wetterkapriolen gehen aber auch dramatische Veränderungen innerhalb der Weltbevölkerung einher, warnt der Bericht erneut. Die Folgen: Armut, Wasserknappheit, Migration in die Städte oder die Ausbreitung von Krankheiten. So könnte sich das gefährliche Denguefieber bis nach Europa ausbreiten. Unser Kontinent erwärmt sich noch schneller als der globale Schnitt.

Auch um die Tier- und Pflanzenwelt ist es bei einem weiteren Anstieg der Temperaturen schlecht bestellt. Ab einer Erwärmung um 1,5 Grad besteht für 14 Prozent der Arten ein sehr hohes Risiko auszusterben, ab drei Grad sind es sogar 30 Prozent. „Die Politik darf nicht länger tatenlos zusehen, während intakte Ökosysteme im Rekordtempo vernichtet werden und Menschen dadurch ihre Lebensgrundlagen verlieren“, fordert etwa Karl Schellmann, Klimaexperte des WWF Österreich.

(Bild: Krone KREATIV)

Aktuell stehen wir bei einer Erwärmung von 1,1 Grad. Doch das Zeitfenster, in dem wir das Ruder noch herumreißen können, schließt sich (siehe Grafik oben). Ohne eine drastische Reduktion der weltweiten -Emissionen wird die Temperatur weiter ansteigen.

„Lösungen liegen bereits auf dem Tisch“
Die dramatischen Szenarien, die der Klimarat zeichnet, rufen naturgemäß auch die junge „Fridays for Future“-Bewegung auf den Plan: „Noch nie in der Geschichte der Menschheit konnten wir so genau vorhersehen, welches Schicksal uns bevorsteht, wenn die Politik nicht handelt“, kritisiert die erst 19-jährige Aktivistin Laila Kriechbaum, „unsere Regierungen steuern wissentlich auf die wohl größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit zu. Aber anstatt die Erderhitzung zu stoppen, blockieren und verzögern sie die Lösungen.“

Fakten

  • Die derzeitige Erwärmung um 1,1 Grad Celsius beeinträchtigt laut Weltklimarat mit „sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ das menschliche Wohlbefinden.
  • Bei einem Anstieg von drei Grad wird die Zahl der Todesfälle und die Zahl der durch Hitzestress gefährdeten Menschen um das Zwei- bis Dreifache ansteigen.
  • Die Überschwemmungsschäden an den Küsten dieser Welt werden bis Ende des 21. Jahrhunderts um das Zehnfache zunehmen, bei den derzeitigen Maßnahmen sogar noch stärker oder früher.
  • Zu erwarten sind durch Hitze- und Trockenheitstress bei Nutzpflanzen im laufenden Jahrhundert in der Landwirtschaft massive Ernteeinbußen. Immer mehr heimische Traditionsmarken setzen durch ein Umweltbündnis mit Fairtrade ein Zeichen. Zuletzt verpflichtete sich Manner, nur noch klima- und sozial verträglich zertifizierten Kakao (ohne Kinderarbeit, mit gerechten Löhnen) zu verwenden.
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