Wegen des drastischen Verfalls des Rubels um fast ein Viertel heben Russen ihr Geld ab, lange Schlangen vor Banken waren die Folge. Firmen sollen zwangsweise ihre Auslands-Devisenreserven verkaufen.
Die Kriegs-Sanktionen wirken sich offenbar bereits auf die Menschen in Russland aus. In langen Schlangen vor Banken und Geldautomaten versuchen Sparer, möglichst viel von ihren Rubel- und Dollar-Konten abzuheben und damit etwa Konsumgüter zu kaufen, um der steigenden Inflation zu entkommen.
Zudem fürchten sie, dass es Bargeld-Beschränkungen geben wird, weil der Finanzsektor durch den Ausschluss vom internationalen Zahlungsverkehr SWIFT bereits „austrocknet“. So funktionieren beliebte Bezahl-Apps wie ApplePay und Google Pay nicht mehr, man kann vielfach nur mehr bar bezahlen.
Absturz des Rubels
Firmen sollen außerdem bereits gezwungen werden, einen Großteil ihrer Auslands-Deviseneinnahmen in Rubel umzutauschen, um den Verfall der Währung zu bremsen. 100 Rubel waren Montagmittag nur mehr 0,88 Euro wert. Die Kurse russischer Staatsanleihen sind binnen Kurzem um über 50% gefallen, der Leitzins wurde von 9,5% auf 20% mehr als verdoppelt!
Die Moskauer Börse blieb bis auf Weiteres ganz geschlossen. An sich war der Staat finanziell gut aufgestellt, die Reserven an Devisen und Gold betrugen geschätzte 630 Milliarden Dollar. Durch das Einfrieren der Auslandskonten der Moskauer Nationalbank ist ein Großteil aber aktuell nicht mehr verfügbar.
Enorm sind allerdings noch die bisher weiter ins Land fließenden Gelder für Energielieferungen. Geschätzt wird, dass EU, Großbritannien und USA an jedem Tag für 350 Millionen Dollar Öl und für 250 Millionen Dollar Gas in Russland kaufen. Dazu kommen 100 Millionen Dollar für andere Rohstoffe (Metalle, Getreide usw.). Alleine die EU zahlte 2020 in Summe 60 Milliarden Euro.
Da wir diese Lieferungen in Dollar (und Euro) bezahlen und diese von der russischen Notenbank nun nicht mehr so leicht in Rubel oder chinesische Renminbi gewechselt werden können, steigt die Sorge, dass Putin doch noch den Gashahn abdreht. Die EU-Energieminister berieten darüber am Montag.
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