Die Spekulationen um das Polit-Aus von Tirols Grünen-Chefin Ingrid Felipe gehen weiter. Wechselt sie womöglich zu einem Sportverband? LH Günther Platter (ÖVP) beobachtet die etwaigen personellen Veränderungen seines Koalitionspartners genau, sollte aber auch die VP-Baustellen im Visier haben.
Harmonie – das ist einer jener Grundpfeiler, auf die LH Günther Platter bei der Zusammenarbeit innerhalb des schwarz-grünen Regierungsteams baut. Wenn diese Harmonie, diese Ausgewogenheit, einmal nicht da sei, trage man das nicht nach außen und an die Öffentlichkeit, sondern bereinige das intern. „Die Menschen wollen keine streitenden, sondern arbeitende Politiker“, hört man LH Platter dann gerne sagen.
Dieser Tage ist Tirols Landeshauptmann aber wahrlich nicht zu beneiden. Die Unruhe bei seinem Koalitionspartner, den Grünen, ist groß. Da gibt es einige, die im Hintergrund schon länger „operieren“, letztlich wohl, um selbst die Spitze der Partei zu erklimmen. Namentlich hört man - natürlich nur inoffiziell - etwa Klubobmann Gebi Mair, aber auch Soziallandesrätin Gabriele Fischer.
Lautstark gekracht haben soll es in jüngster Zeit im Landhaus schon des Öfteren, berichten Ohrenzeugen. Auch an der Basis rumort es ob des einen oder anderen Regierungsbeschlusses, der alles andere als eine grüne Handschrift trägt. Bei der selbst ernannten Ökopartei ist der grüne, einst glänzende Lack vielleicht noch nicht ganz ab, aber ziemlich ermattet. Umso intensiver wird angeblich das Ziel verfolgt, Ingrid Felipe, die bekanntlich 2. Landeshauptmann-Stellvertreterin ist (1. LHStv. ist Josef Geisler), einen schnellen „politischen Abgang“ schmackhaft zu machen.
Wechsel zu Sportverband?
Aus der Gerüchteküche hört man diesbezüglich einige „Rezepte“. Eines davon: Felipe wechselt hauptberuflich zum Österreichischen Handballbund (ÖHB), wo sie jetzt schon, man staune, die einzige Vizepräsidentin im ansonsten männerdominierten Führungsgremium ist. Felipe ist dort übrigens für den Breitensport zuständig. Man müsse aber erst einen adäquaten Posten für sie schaffen, heißt es. Das könnte etwa die Projektleitung für die Handball-EM der Damen sein, die Ende 2024 in Österreich (sowie Schweiz und Ungarn) stattfinden soll. „Mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler hätte sie ja nicht die schlechtesten Drähte an die oberste politische Spitze und sicher einen Fürsprecher“, mutmaßt ein Insider.
Allerdings soll Felipe am vergangenen Wochenende wieder ein bisschen das „Wahlfieber“ gepackt haben. Und höchst inoffiziell ist zu hören, dass sie der Parteibasis zur Beruhigung eine Doppelspitze anbieten will. Als einer davon wird der Name des Landtagsabgeordneten Georg Kaltschmid genannt. Aber Platter kündigt ja bereits an, sich die Weichenstellungen bei den Grünen „genau anzusehen“.
Interne „Baustellen“
Apropos hinsehen: Nicht nur außerhalb seiner Partei, sondern auch intern sollten Platter und VP-Parteimanager Martin Malaun vielleicht die eine oder andere interne „Baustelle“ ins Auge fassen. Beispielsweise jene in Kufstein, wo die ÖVP nur mehr dahindümpelt. Am vergangenen Sonntag marschierte die Volkspartei mit zwei getrennten Listen. Die eine hieß „Wir Kufsteiner – Volkspartei“, die andere „Kufsteiner Volkspartei – Die Stadtpartei“. Über Sinn und Unsinn dieser Namensgebungen muss man erst gar nicht nachdenken. Dass aber eine zerstrittene Partei nicht ankommt, dürfte somit feststehen („Die Menschen wollen keine streitenden Politiker“, siehe eingangs LH Platter).
Viele eingefleischte ÖVPler sehnen sich in der Festungsstadt nach den Zeiten, als Langzeitbürgermeister Herbert Marschitz mit der ÖVP noch fast 40% und damit die klare Mehrheit einfuhr. Nur zum Vergleich: Beide ÖVP-Listen zusammen kamen am Sonntag auf knapp 14 Prozent oder mickrige 1044 Stimmen.
„Pulverfass“ Innsbruck
Bei dieser Marke bewegt sich übrigens auch die ÖVP in Innsbruck. 14,9% waren es bei der Gemeinderatswahl 2018 und damit nur Rang vier hinter den Grünen (24,2%), der FPÖ (18,2%) und Für Innsbruck (16,2%). Aufwärtstrend ist dort - zumindest aus Sicht der ÖVP - keiner zu bemerken. Wahlen sind in Innsbruck aber jederzeit möglich, denn die Politik in der Landeshauptstadt gleicht eher einem „Pulverfass“ als einer harmonischen Regierung, auch wenn dieser Ausdruck aktuell sehr unpassend ist.
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