Bis vor Kurzem noch war in Österreich ein sogenannter Lockdown für Ungeimpfte in Kraft. Von Beginn an kamen jedoch Zweifel an der Maßnahme auf, gab es doch kaum wirksame Kontrollen, ob die Betroffenen sich auch tatsächlich daran halten würden. Eine Analyse der Universität Wien zeigt nun, dass der Effekt tatsächlich nur sehr gering gewesen sein dürfte.
War der Lockdown für Ungeimpfte eine zahnlose Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Pandemie? Neue wissenschaftliche Erkenntnisse deuten nun darauf hin: „Die Ergebnisse zeigen, dass eine geringfügig niedrigere Steigerung der Häufigkeit des Einkaufens im Jänner 2022 für Ungeimpften im Vergleich zu Geimpften beobachtet werden konnte“, schreiben Julia Partheymüller und Fabian Kalleitner im Corona-Blog der Universität Wien.
Die zwei Forschenden haben das Verhalten von geimpften und ungeimpften Personen im Zeitraum von November bis Jänner beobachtet. Konkret im Fokus waren dabei das allgemeine Mobilitätsverhalten, das Einkaufen von Gütern abseits der Grundversorgung und die Pflege sozialer Kontakte.
Ungeimpfte sogar häufiger unterwegs
Während etwa davon auszugehen war, dass ungeimpfte Personen durch die Einschränkungen deutlich weniger unterwegs gewesen sein müssten, zeigte sich jedoch ein anderes Bild: „Sowohl für Geimpfte als auch Ungeimpfte erhöhte sich die Mobilität im Jänner 2022 ungefähr im gleichen Ausmaß, wobei die Mobilität von Ungeimpften allgemein sogar höher als die von Geimpften lag“, erklären die Wissenschaftler.
Zwar wurde durch die 2G-Kontrollen im Handel die Häufigkeit des Einkaufens für Ungeimpfte leicht gedämpft, dafür hatte diese Personengruppe ihre sozialen Kontakte im Vergleich zum Herbst sogar noch stärker ausgeweitet. Ein anderes Bild zeigte sich hier bei den Geimpften: Sie schränkten ihre Kontakte im selben Zeitraum noch weiter ein.
„Nur bedingte Lenkungswirkung“
„Für die Wirkung der Maßnahme hinsichtlich einer Reduktion der Ansteckungsmöglichkeiten sollten die Anzahl der sozialen Kontakte noch entscheidender sein“, resümieren die Forschenden. Dabei hätten sich jedoch kaum Auswirkungen gezeigt.
„Unsere Zahlen sprechen sogar eher dafür, dass Geimpfte, obwohl sie von den verschärften Regeln selbst nicht betroffen waren, ihre Kontakte stärker einschränkten als Ungeimpfte.“ Der Lockdown für Ungeimpfte hätte damit „nur bedingt eine Lenkungswirkung“ erzielen können.
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