Die Berichterstattung über den russischen Überfall auf die Ukraine in russischen Medien wird zensiert, Worte wie „Krieg“ sind tabu, die Zahl der Gefallenen erfährt die Bevölkerung nicht. Im Propaganda-Krieg mit dem Kreml setzt das Hackerkollektiv Anonymous daher auf ungewöhnliche Kanäle, um die russische Bevölkerung an der Zensur vorbei über die Vorgänge in der Ukraine zu informieren. Dating-Apps zum Beispiel.
Zuletzt häuften sich auf Initiative des Hackerkollektivs Anonymous bei Restaurants in Russland bereits Fünf-Sterne-Bewertungen auf Google Maps. Statt die Küche zu loben, informieren die User darin Russen an Putins Zensur vorbei über den Überfall auf die Ukraine.
Ein anderer ungewöhnlicher Informationskanal sind Dating-Apps wie Tinder. Auch dort verbreiten Aktivisten auf Initiative von Anonymous unzensierte Informationen. Die Nutzer müssen gar nicht unbedingt in Russland sein, damit ihre Profile Russen angezeigt werden: Tinder enthält eine „Reise“-Funktion, mit der man den Aufenthaltsort verändern kann.
Wer Flirt sucht, findet unzensierte Informationen
Die Intention hinter der Aktion: Russen und Russinnen, die auf Tinder nach Partnern suchen, bekommen beim Stöbern in den Profilbeschreibungen Botschaften gegen den Krieg angezeigt - und Informationen, die sie in staatlichen Medien nicht erhalten hätten.
Russen, die sich an der Aktion beteiligen, bringen sich damit möglicherweise selbst in Gefahr: Tinder muss seit einer Gesetzesänderung 2019 lokale Nutzerdaten mit Russlands Polizei und Geheimdiensten teilen und ist gesetzlich verpflichtet, die Nutzerdaten ein Jahr zu speichern.
Anonymous hat Kreml den Krieg erklärt
Das Anonymous-Kollektiv hatte der russischen Regierung nach ihrem Überfall auf das Nachbarland - siehe Video - den Krieg erklärt. Die Hacker meldeten mehrere erfolgreiche Aktionen. So wurden etwa russische Staatsmedien vorübergehend lahmgelegt, Interna russischer Unternehmen und Behörden veröffentlicht und eigentlich zensierte Informationen verbreitet.
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