„Erst vor kurzem ist eine Familie zu mir gekommen, wo der Sohn mehr als 2000 Euro für Internetspiele von der Kreditkarte der Eltern abgebucht hatte. Keiner wusste davon, man ist erst draufgekommen, als die Karte gesperrt wurde“, schildert Karlheinz Staudinger, Psychotherapeut in der Ambulanz für Spielsucht. Es ist nur eines von vielen aktuellen Beispielen. Die Corona-Pandemie hat den Trend, dass Internetsüchtige immer jünger werden, verstärkt.
Elfjährige in Behandlung
„Gerade in der Pandemie häufen sich die Anfragen von Eltern, die ihre Kinder nicht mehr von Computer oder Handy wegbekommen. Vor fünf Jahren hatten wir noch keine elfjährigen Kinder bei uns in Behandlung, mittlerweile ist das aber ganz normal“, weiß auch Primar Kurosch Yazdi, Leiter der Ambulanz für Spielsucht und Vorstandsvorsitzender von pro mente OÖ.
Bei einer Sucht geht es nicht darum, wie viel Zeit ich dafür aufwende. Sondern: Ist dadurch ein beruflicher oder sozialer Schaden erkennbar?
Kurosch Yazdi, Ambulanz für Spielsucht
Online-Gaming und Glücksspiel verschmelzen
Das große Problem ist, dass die Grenzen zwischen Online-Gaming und Glücksspiel mehr verschwimmen. „Vor allem junge Männer fühlen sich von Onlinespielen angezogen“, wissen die Experten. Und diese Einschätzung wird durch eine aktuelle IMAS-Umfrage unterstützt. „35 Prozent, also gut ein Drittel der Österreicher ab 16 Jahren, haben bereits regelmäßig um Geld gespielt. Zum Beispiel im Casino, bei Spielautomaten, Lotto, Brieflose oder auf Sportergebnisse gewettet“, sagt IMAS-Meinungsforscher Paul Eiselsberg. Die Krise hat das Spielverhalten bei mehr als einem Viertel der regelmäßigen Spieler verändert.
Wir sehen, dass sich in der Pandemie die Nutzung von digitalen Anwendungen massiv verstärkt hat. Das bietet Chancen, birgt aber auch zahlreiche Risiken.
LH-Stellvertreterin Christine Haberlander
Süchtige verlassen tagelang Wohnung nicht
Erschreckende Studien kommen aus Südostasien. In Südkorea leiden demnach 20 Prozent der 14- bis 18-Jährigen an einer krankhaften Internetsucht. Auch aus China gibt es extreme Beispiele, wo Kinder teilweise 48 Stunden durchspielen, tagelang das Haus nicht verlassen. Ob uns das in Oberösterreich auch erwartet? „Fakt ist, dass es in Asien ganz eine andere Nähe zur Technik gibt. Aber ein Aufschwung ist bei uns erkennbar“, so Yazdi.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.