Der russische Milliardär Roman Abramovich will den englischen Fußball-Spitzenklub Chelsea verkaufen. Der Erlös solle über eine Stiftung den Opfern des Ukraine-Kriegs zugutekommen, teilte der 55-Jährige am Mittwoch in einer Erklärung auf der Chelsea-Website mit. Abramovich steht in Großbritannien wegen seiner angeblichen Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin seit Wochen in den Schlagzeilen. Immer wieder forderten Abgeordnete, ihn auf die Sanktionsliste zu setzen.
„Ich möchte mich zu den Spekulationen äußern, die in den letzten Tagen in den Medien in Bezug auf meine Beteiligung am FC Chelsea aufgekommen sind. Wie ich bereits erklärt habe, habe ich meine Entscheidungen immer im besten Interesse des Vereins getroffen. In der gegenwärtigen Situation habe ich daher die Entscheidung getroffen, den Klub zu verkaufen, da ich glaube, dass dies im besten Interesse des Klubs, der Fans, der Mitarbeiter sowie der Sponsoren und Partner des Klubs ist“, erklärt Abramovich die Entscheidung zum Verkauf.
Der Milliardär kündigte Hilfe für die Opfer in der Ukraine an: „Der Verkauf des Klubs wird nicht im Schnellverfahren erfolgen, sondern nach einem ordnungsgemäßen Verfahren. Ich werde keine Rückzahlung von Darlehen verlangen. Für mich ging es nie um Geschäft oder Geld, sondern um die reine Leidenschaft für den Fußball und den Verein. Darüber hinaus habe ich mein Team angewiesen, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen, in die alle Nettoerlöse aus dem Verkauf fließen werden. Die Stiftung wird allen Opfern des Krieges in der Ukraine zugute kommen. Dazu gehört die Bereitstellung wichtiger Mittel für die dringenden und unmittelbaren Bedürfnisse der Opfer sowie die Unterstützung der langfristigen Wiederaufbauarbeit.“
Abramovich hat Chelsea seit seinem Einstieg 2003 von einem Mauerblümchen zu einem der größten Clubs Europas gemacht. Jeweils fünfmal gewannen die „Blues“ in dieser Zeit die englische Meisterschaft und den FA-Cup, dazu dreimal den Ligacup und je zweimal die Champions League und die Europa League. Nach dem Champions-League-Triumph im Sommer bescherte der deutsche Trainer Thomas Tuchel Chelsea mit seinem Team zuletzt auch erstmals den Titel bei der Club-WM.
Tuchel reagierte auf die Verkaufs-Ankündigung des Eigentümers zurückhaltend. „Auf kurze Sicht“ werde sich für die Mannschaft „hoffentlich“ nicht viel ändern, sagte der Erfolgscoach. „Vielleicht ändert es gar nichts. Wir werden tun, was wir können, um die Nebengeräusche zu unterdrücken und fokussiert zu bleiben, was nicht immer einfach ist.“
Bei allem Erfolg stand Abramowitsch wegen seiner Nähe zum Kreml in Großbritannien auch immer wieder in Kritik. Dem britischen Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei zufolge geht aus einem Dokument des Innenministeriums hervor, dass der Oligarch wegen seiner Verbindungen zu Putin und Korruptionsvorwürfen ins Visier der Behörden geriet. In der vergangenen Woche nach Russlands Einmarsch in der Ukraine hatte Abramovich bereits angekündigt, die Verwaltung von Chelsea an eine wohltätige Stiftung abzugeben.
Schweizer Milliardär neuer Boss?
Der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss hat bereits Interesse an einer Übernahme bekundet. Er habe mit drei weiteren Personen ein Angebot erhalten, um Chelsea zu kaufen, bestätigte der 86-Jährige in der Schweizer Boulevardzeitung „Blick“. Ob er kaufen werde, stehe aber noch nicht fest. „Da muss ich jetzt vier bis fünf Tage zuwarten. Abramovich fordert derzeit viel zu viel.“
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