Gift fürs Gehirn

Studie: Magenkeim kann Parkinson auslösen

Wissenschaft
23.05.2011 16:03
Das vielfach für Magengeschwüre verantwortliche Stäbchen-Bakterium Helicobacter pylori (Bild) steht jetzt im Verdacht, an der Entstehung von Morbus Parkinson (Schüttellähmung) beteiligt zu sein. Das legt jedenfalls eine Studie an Mäusen nahe, die von US-Forschern der Louisiana State University in Baton Rouge durchgeführt wurde.

Für ihre Untersuchung infizierten die Wissenschaftler sowohl junge als auch Mäuse mittleren Alters mit drei Stämmen von Helicobacter pylori. Anschließend beobachteten die Forscher, wie sich die Tiere bewegten, und ermittelten den Dopamin-Spiegel im Gehirn der Nager. Ein Mangel dieses Nerven-Botenstoffes (im Volksmund häufig als Glückshormon bezeichnet) hat nämlich zur Folge, dass die Signalübertragung im Gehirn nicht richtig funktioniert, und löst beim Menschen die typischen Parkinson-Symptome aus.

Studie in New Orleans vorgestellt
Wie die Forscher im Rahmen der 111. Tagung der American Society for Microbiology in New Orleans berichteten, entwickelten die Tiere, die mit einem der Bakterienstämme infiziert worden waren, drei bis fünf Monate später erste Parkinson-Symptome. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Helicobacter pylori eine wesentliche Rolle in der Entwicklung von Parkinson beim Menschen spielen könnte", erklärt Studienleiterin Testerman.

Es stellte sich heraus, dass vor allem ältere Mäuse von den typischen Symptomen der Schüttellähmung betroffen waren. Das zeige, so die Forscher, "dass auch bei Mäusen die Anfälligkeit für Parkinson mit dem Alter steigt, genau so, wie wir es vom Menschen kennen".

Keim produziert fürs Gehirn giftige Substanz
Sie glaubt, dass das Stäbchen-Bakterium eine chemische Substanz - eine Verbindung eines Cholesterins mit Zucker - produziert, die für das Gehirn giftig ist und dort Nervenzellen tötet. Mittels weiterer Untersuchungen will man nun herausfinden, wie der Magenkeim beziehungsweise der von ihm erzeugte Stoffe das Gehirn bei Parkinson schädigen. Laut Westermann ist die Substanz chemisch fast ident mit einem in Samen des Palmfarms gefundenen Stoff, der auf der Insel Guam bei Menschen eine Parkinson-ähnliche Erkrankung ausgelöst hat. 

Schon in den 1960er-Jahren haben Mediziner erstmals einen Zusammenhang zwischen Magengeschwüren und Morbus Parkinson festgestellt. Damals wusste man allerdings noch nicht, dass das Bakterium Helicobacter pylori die Geschwüre verursacht.

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