AKW Fukushima
Tepco räumt weitere Schäden an Reaktor 3 ein
"Wenn wir unsere Analyse unter der Voraussetzung erstellen, dass es eine undichte Stelle im Rohrleitungssystem gab, dann stimmt das mit den Daten überein", sagte ein Tepco-Offizieller nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo. "Wir können die Möglichkeit nicht leugnen."
Kernschmelze in drei Reaktoren
Erst am Dienstag, knapp zwei Monate nach den ersten Verdachtsmeldungen Außenstehender, hatte Tepco offiziell eingestanden: Nicht nur in Reaktor 1 sind die Brennstäbe größtenteils geschmolzen, sondern auch in den Reaktoren 2 und 3 - und zwar bereits 60 bis 100 Stunden nach dem Beben vom 11. März. Die Temperaturen an den Behältern deuteten aber darauf hin, dass es mit Wasser gelungen sei, die Schmelzmasse zu kühlen und stabil zu halten.
Kernschmelze kann Explosion auslösen
Eine Kernschmelze gilt als besonders gefährlich, weil sich die extrem heiße radioaktive Masse durch die Schutzwände des Reaktors oder den Boden fressen kann. Im schlimmsten Fall kann es zu einer verheerenden Explosion kommen, wenn das Material das Grundwasser erreicht.
Das Kraftwerk war durch das schwere Beben und den anschließenden Tsunami stark beschädigt worden. Das Kühlsystem fiel aus, und die Lage konnte erst nach Wochen unter Kontrolle gebracht werden. Vor allem ins Meer trat massiv Radioaktivität aus.
Schweigen sollte vermutlich Massenpanik verhindern
Grund für die verzögerte Information der Öffentlichkeit über den GAU war nach Ansicht des Tokioter Politikprofessors Koichi Nakano die Angst vor einer Massenpanik. "Jetzt haben sich die Menschen an die Situation gewöhnt", sagte er. "Tepco hofft wahrscheinlich, dass die Reaktionen jetzt weniger dramatisch ausfallen." Das Wort Kernschmelze sei mit großen Ängsten verbunden. Es sei gut möglich, dass in diesem Fall massenhaft Menschen versucht hätten, aus der Metropole Tokio zu fliehen.
"Tepco hat die Weltöffentlichkeit an der Nase herumgeführt"
Für den AKW-Betreiber Tepco hagelte es unterdessen scharfe Kritik. "Tepco hat die Weltöffentlichkeit wochenlang an der Nase herumgeführt, um das wahre Ausmaß der Reaktorkatastrophe zu vertuschen und herunterzuspielen. Damit wurden bewusst mögliche Schäden für die japanische Bevölkerung in Kauf genommen", so Niklas Schinerl, Atomsprecher von Greenpeace.
Gremium soll AKW-Unglück untersuchen
Nach der Bekanntgabe des AKW-Betreibers teilte der japanische Industrieminister Banri Kaieda mit, dass die Regierung ein unabhängiges Gremium zur Untersuchung der größten Atomkatastrophe seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl einberufen wird. Der Kommission mit zehn Mitgliedern, die noch Ende des Monats mit der Arbeit beginnen soll, würden neben Atomexperten auch Juristen angehören. Außer einer Untersuchung der Ursachen für das Fukushima-Desaster soll es auch darum gehen, wie solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern sind.
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