Drittes Treffen bald
Kiew und Moskau einig über humanitärer Korridore
Eine Woche nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine haben sich Kiew und Moskau nach ukrainischen Angaben auf die Schaffung humanitärer Korridore verständigt, um Zivilisten aus Kriegsgebieten herausholen zu können. Dies sei das einzige Ergebnis einer zweiten Gesprächsrunde mit Russland, erklärte der ukrainische Unterhändler Mychailo Podoljak nach Abschluss der Gespräche an der belarussisch-polnischen Grenze am Donnerstag auf Twitter.
„Die zweite Gesprächsrunde ist vorbei. Leider gibt es noch nicht die von der Ukraine benötigten Ergebnisse“, schrieb Podoljak. Eine erste Verhandlungsrunde russischer und ukrainischer Vertreter in Belarus am Montag war ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
Kiew fordert sofortige Waffenruhe
Kiew hatte vor Gesprächsbeginn unter anderem eine sofortige Waffenruhe gefordert. Unnachgiebig zeigte sich unterdessen Russlands Staatschef Wladimir Putin: Die „besondere Militäroperation“ in der Ukraine verlaufe „streng nach Plan“, sagte er am Donnerstagabend in einer Fernsehansprache. Nach einem Telefonat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte er zuvor angekündigt, den „kompromisslosen Kampf“ gegen die Kämpfer angeblicher „bewaffneter nationalistischer Gruppen“ in der Ukraine fortzusetzen.
Die russische Armee hatte am Mittwoch mit Cherson im Süden der Ukraine die erste wichtige Großstadt des Landes eingenommen und geht derzeit mit großer Härte auch gegen andere ukrainische Städte vor. Am Donnerstag wurden bei einem russischen Luftangriff in der 120 Kilometer von Kiew entfernten Stadt Tschernihiw nach ukrainischen Angaben 33 Menschen getötet. Dem örtlichen Rettungsdienst zufolge wurden bei dem Angriff zwei Schulen und ein Wohnhochhaus getroffen.
Konvoi vor Kiew beschossen?
Allerdings gab es zuletzt Hinweise darauf, dass der russische Konvoi vor Kiew heftig beschossen und in Stocken geraten sein soll. Nach Einschätzung aus US-Verteidigungskreisen sind bisher 90 Prozent der zuvor an der Grenze zur Ukraine versammelten russischen Truppen in das Land vorgerückt.
Das sagte ein hochrangiger US-Verteidigungsbeamter in Washington. Die Tatsache, dass jeden Tag mehr Kräfte nachrückten, sei aber keinesfalls so zu deuten, „dass ihre Kampfkraft innerhalb der Ukraine so weit geschwächt ist, dass sie das Gefühl haben, dass ihnen der Saft ausgeht“. Russland stünden weiter immense militärische Ressourcen zur Verfügung.
Klitschko: „Werden uns nicht ergeben“
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko betonte unterdessen in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters die Kampfbereitschaft seiner Landsleute. „Wir werden uns nicht ergeben. Wir können uns nirgendwohin zurückziehen“, meinte er in einem Skype-Interview mit seinem Bruder Wladimir an seiner Seite. Er sprach von „Tausenden, bereits Zehntausenden Toten“ in dem Krieg. „Und diese Zahl wird leider nur wachsen.“
Etwa die Hälfte der Bevölkerung von ursprünglich drei Millionen Menschen habe die Hauptstadt inzwischen verlassen. Viele Waisen seien von den Behörden nach Polen und Deutschland in Sicherheit gebracht worden. Klitschko rief die russische Bevölkerung auf, sich Präsident Wladimir Putin entgegenzustellen. „Für die Ambitionen eines einzelnen Mannes zahlen wir einen sehr hohen Preis.“
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