„Das geht gar nicht“

Schröcksnadel zu Putin: „Persönlichkeitsänderung“

Sport-Mix
04.03.2022 13:45

Einst sei Wladimir Putin „jovial, umgänglich, sportlich“ gewesen, sagt Peter Schröcksnadel, der 2001 bei und nach der Ski-WM in St. Anton mit dem russischen Staatspräsidenten bisweilen auf Tuchfühlung gegangen war. Jetzt hingegen attestiert der Ex-ÖSV-Präsident dem russischen Aggressor einen „völligen Persönlichkeitswandel“. Der Krieg sei „durch nichts zurechtfertigen“, sagt er im Gespräch mit krone.at.

Es herrschte ein veritables G‘riss um den hohen Gast. Bundespräsident, Bundeskanzler Vizekanzlerin, Außenministerin, Landeshauptmann - allesamt standen sie parat, um den russischen Staatspräsidenten angemessen zu hofieren. Und auch der ÖSV-Präsident lächelte in Ski-Montur vom offiziellen Begrüßungsfoto. Er hatte den Besuch auch eingefädelt. Wir schreiben Februar 2001, die alpine Ski-WM in St. Anton Am Arlberg setzt gerade zum Finale Grande an und wird durch die Anwesenheit eines speziellen Stargasts aufgewertet: Wladimir Putin, russischer Staatspräsident, großer Ski-Fan und passabler -Fahrer, war der Einladung des ÖSV tatsächlich gefolgt.

St. Anton 2001: Putin (3. v. li.) mit seiner Frau (2. v. li.) wird von Margot Löffler-Klestil, Thomas Klestil, Wendlin Weingartner und Peter Schröcksnadel in Empfang genommen (Bild: GEPA)
St. Anton 2001: Putin (3. v. li.) mit seiner Frau (2. v. li.) wird von Margot Löffler-Klestil, Thomas Klestil, Wendlin Weingartner und Peter Schröcksnadel in Empfang genommen
Putin (ganz rechts) mit Schröcksnadel, Weingartner, Ferrero-Waldner, Riess-Passer und Schüssel (Bild: GEPA pictures)
Putin (ganz rechts) mit Schröcksnadel, Weingartner, Ferrero-Waldner, Riess-Passer und Schüssel

Putin „damals völlig im Rahmen“
„Damals habe ich ihn sehr umgänglich erlebt“, sagt Schröcksnadel heute, „in allem, was er sagte, völlig ihm Rahmen.“ Im Buch „Schröcksnadel“ von Ex-Philharmoniker-Chef Clemens Hellsberg und Journalist Josef Metzger, erschienen in Seifert-Verlag, erinnert sich „Schröcski“ detaillierter: „Er (Putin, Anm.) ist damals mit seiner (ersten) Frau und zwei Kindern, zwei Mädchen, gekommen. Es war eine private G‘schicht, auf die sich aber die hohe Politik gleich draufgesetzt hat, vor allem Bundespräsident Klestil, der zwar die WM eröffnet hat, aber beim Empfang im Hospiz so getan hat, als hätten es er und die Republik organisiert.“ Hingegen hätte sich der damalige Kanzler Wolfgang Schüssel „ganz anders“ verhalten, „viel zurückhaltender“.

„Krieg durch nichts zu rechtfertigen“
Schröcksnadel wandelt im Buch an der Grenze zur Schwärmerei für den umgänglichen, lustigen Putin, den etwa ein Palmers-Plakat mehr interessiert habe als eines, das der Konterfei eines gewissen Hermann Maier zierte. Schröcksnadel, der Putin-Versteher? Mitnichten. Sagt er heute. "Putin hat offenbar eine völlige Persönlichkeitswandlung hinter sich. Menschen ändern sich. Was da derzeit in der Ukraine abgeht, ist durch nichts zu rechtfertigen. Das geht einfach gar nicht. Überhaupt ist ein Krieg niemals zu rechtfertigen“, sagt der nunmehrige FIS-Vize.

In genau dieser Funktion stimmte er jüngst mit, russische Athleten zu sperren. Schröcksnadel erläutert: „Ich bin in dieser Hinsicht ein unpolitischer Mensch und habe mich immer dafür eingesetzt, dass Athleten nicht für politische Strömungen eintreten müssen. Aber du musst als Verband ein Zeichen setzen.“ Und noch einen Aspekt führt er ins Treffen, jenen der Sicherheit für die russischen Sportler. „Niemand kann derzeit für deren Sicherheit garantieren“, sagt er: „Bei der Junioren-WM in Zapokane mussten 19 Athleten unter Personenschutz gleichsam abtransportiert werden.“

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(Bild: KMM)



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