GUTEN MORGEN

„Friedensfaktor“ AKW | Verdrängtes Virus

„Friedensfaktor“ AKW. Russischer Angriff auf das größte europäische Atomkraftwerk in Europa - ja, wie geht man journalistisch mit so einer Meldung um? Handelt es sich doch an sich um eine Horrormeldung. Aber angesichts sich täglich weiter ausbreitender Sorge, immer größerer Angst - ganz besonders bei Kindern, versuchen wir, nicht Panik zu verbreiten. Berichten daher unter anderem, wie der Generaldirektor der internationalen Atomenergiebehörde mit Sitz in Wien beruhigt. Getroffen worden sei, so versichert er, von russischen Granaten ein Trainingszentrum am AKW-Gelände, der nächstgelegene Reaktorblock sei fast zwei Kilometer entfernt.  Doch kann uns das wirklich beruhigen? Nein! „Krone“-Außenpolitik-Doyen Kurt Seinitz, seit mehr als fünf Jahrzehnten journalistisch aktiv, schreibt heute unter anderem, dass jetzt das „angeblich Undenkbare“ passiert sei. Seinitz: „Was hatte uns  doch die Atomlobby nicht alles einzureden versucht:  Atomkraftwerke seien geradezu ein Friedensfaktor, hieß es, denn auf einem Kontinent voll AKW würde niemand mehr Krieg führen wollen. Niemand würde AKW angreifen, hieß es. Doch! Man kann, man tut es, wenn man Putin heißt. Die russische Kriegswalze nimmt auf nichts und niemanden Rücksicht.“ Ja, das ist das so ganz besonders Erschreckende an diesem Putin-Krieg: Dem russischen Gewaltherrscher ist mittlerweile alles zuzutrauen, er lässt auf Atomkraftwerke genauso schießen wie auf Schulen, Kinderheime, Spitäler oder Wohnhäuser. So titeln wir heute denn auch „Putin schreckt vor nichts zurück“. Was kann diesen Despoten noch bremsen?

Verdrängtes Virus. Während sich in der Ukraine die Kriegsspirale immer weiter dreht, bewegt sich auch in Österreich - wenn auch auf wesentlich harmloserem Niveau - manches, dass einem leicht schwindlig werden könnte. Über die am Mittwoch festgenommene Ex-ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin wurde U-Haft verhängt. Der ehemalige ÖVP-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel rang sich nach tagelanger Kritik doch dazu durch, sein wohldotiertes Mandat als Aufsichtsrat im russischen Lukoil-Konzern zurückzulegen. Er hatte seinen Verbleib damit begründet, dass Lukoil ja an der Börse in London notiert sei. Dann hat der ur-russische Ölkonzern natürlich nichts mit Russland zu tun… Für wie blöd kann man versuchen, die Österreicher zu verkaufen? Ja, und dann präsentierten die Grünen gestern auch offiziell ihren dritten Gesundheitsminister in zwei Jahren. Wie erwartet übernimmt der Vorarlberger Johannes Rauch dieses Amt. Ausgerechnet jetzt, wo die allermeisten Corona-Maßnahmen enden - bei, wie Conny Bischofberger heute in ihrer „Krone“-Kolumne erinnert, einem Stand von 32.419 Neuinfektionen auf Freitag und weiteren 36 Todesfällen. Bischofberger meint: „Johannes Rauch weiß hoffentlich, dass das Virus nicht verschwunden ist, nur weil der Krieg es aus den Schlagzeilen verdrängt hat.“ Das wollen wir hoffen. Auch wenn niemand Panik schüren will: Wir nähern uns gerade mit gar nicht kleinen Schritten der Marke von 15.000 Corona-Toten in Österreich.

Dennoch einen schönen Samstag!

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