Selenskyj enttäuscht

NATO und USA weiter gegen Flugverbot über Ukraine

Ausland
05.03.2022 08:10

Die NATO hat Forderungen nach der Durchsetzung einer Flugverbotszone über der Ukraine eine klare Absage erteilt. Die NATO werde nicht in den Krieg eingreifen, weder zu Land noch in der Luft, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach Beratungen der Außenminister des Bündnisses in Brüssel. „Die NATO will keinen Krieg mit Russland“, betonte der Norweger. Auch US-Außenminister Antony Blinken bekräftigte das Nein der NATO.

Wie Stoltenberg gesagt habe, trage man Verantwortung dafür, dass sich der Krieg nicht noch über die Ukraine hinaus ausbreite, sagte Blinken am Freitagabend nach Gesprächen mit Alliierten in Brüssel. Etwas wie eine Flugverbotszone könne eben nur umgesetzt werden, wenn man NATO-Flugzeuge in den ukrainischen Luftraum schicke und russische Flugzeuge abschieße. Dies könnte zu einem großen Krieg in Europa führen.

Sorge vor „verheerenden Folgen“
Eine Ausweitung des Krieges hätte „verheerende Folgen“, warnte auch Stoltenberg. „Die kommenden Tage werden wahrscheinlich noch schlimmer sein, mit mehr Tod, mehr Leid und mehr Zerstörung“, sagte der frühere sozialdemokratische Regierungschef des an Russland angrenzenden NATO-Staates.

Stoltenberg hat Sorge, dass sich der Konflikt auf weitere Länder ausdehnen könnte. (Bild: AP/Olivier Matthys)
Stoltenberg hat Sorge, dass sich der Konflikt auf weitere Länder ausdehnen könnte.

Die russischen Streitkräfte setzten schwerere Waffen ein und setzten ihre Angriffe im ganzen Land fort. Schon jetzt seien in dem russischen Angriffskrieg viele Zivilisten getötet oder verletzt worden. Stoltenberg sprach von der schlimmsten militärischen Aggression in Europa seit Jahrzehnten.

Auch Scholz winkt ab
Vor Stoltenberg hatte bereits der deutsche Kanzler Olaf Scholz bezüglich eines Eingreifens der NATO in den Ukraine-Krieg abgewunken. „Es ist wichtig, dass es keine Ausweitung des Konflikts über die Ukraine hinaus gibt“, sagte Scholz beim Besuch des Einsatzführungskommandos der Deutschen Bundeswehr in Schwierlowsee.

„Wir sind nicht Teil der militärischen Auseinandersetzung, die dort stattfindet und werden es auch nicht werden“, betonte er. Man müsse sicherstellen, dass niemand NATO-Territorium angreifen. Ähnlich äußerte sich beim NATO-Treffen in Brüssel auch US-Außenminister Antony Blinken. „Wir suchen keinen Konflikt“, sagte Blinken. „Aber wenn der Konflikt zu uns kommt, dann sind wir bereit.“

Selenskyj: Grünes Licht für weitere Bombardierung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die NATO-Staaten zuvor eindringlich aufgefordert zu verhindern, dass Russland weiter Luftangriffe auf sein Land starten kann. „Wenn Ihr den Himmel jetzt nicht schließen wollt, dann nennt eine Frist“, sagte er. „Sagt mir, wie viele Menschen sollen in die Luft fliegen, wie viele Arme, Beine, Köpfe braucht Ihr, damit das zu Euch durchdringt?“

Selenskyj bittet weiterhin um mehr Unterstützung, um die russischen Truppen aufhalten zu können. (Bild: APA/AFP/Sergei SUPINSKY)
Selenskyj bittet weiterhin um mehr Unterstützung, um die russischen Truppen aufhalten zu können.

Auf die Absage der NATO reagierte er mit Enttäuschung. Damit habe die Allianz grünes Licht für eine weitere Bombardierung ukrainischer Städte und Dörfer gegeben, sagte Selenskyj in einer Videoansprache am Freitag. Er wisse nicht, wen die NATO schützen könne, ob sie in der Lage sei, die eigenen Länder zu verteidigen. In der Ukraine werde Blut „für unser gemeinsames Europa, unsere gemeinsame Freiheit, unsere gemeinsame Zukunft“ vergossen. Man könne sich davon nicht einfach mit Lieferungen von Diesel freikaufen.

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