Österreich ist stärker abhängig als andere. Mit mehr Biogas und Importen aus anderen Regionen kann man nicht alles ersetzen.
Noch fließt russisches Gas durch die Pipelines nach Österreich zum Knoten Baumgarten (NÖ). Doch nur etwa ein Viertel davon ist für den Inlandsverbrauch bestimmt. Der Großteil geht weiter, nach Italien, Slowenien, Frankreich, Deutschland usw. Was passiert, wenn Putin abdreht oder die EU ein Embargo verhängt?
„Wir müssen den Grad der Abhängigkeit reduzieren, aber ganz ohne russisches Gas geht es nicht“, analysiert der Wirtschaftsforscher Christian Helmenstein. Das würde man spätestens im nächsten Winter spüren. Wenn unsere Gasspeicher zur Gänze gefüllt wären, käme man zwar durch. Doch das sei illusorisch, weil Österreich ein Transitland ist und andere Länder auch Energie brauchen. Die Haushalte (23 Prozent heizen mit Gas, vor allem in Wien, NÖ und OÖ) würden zwar bevorzugt versorgt.
Wir müssen den Grad der Abhängigkeit reduzieren, aber ganz ohne russisches Gas geht es nicht.
Wirtschaftsforscher Christian Helmenstein
Doch die Industrie wäre stark betroffen. Die größten Verbraucher sind die voestalpine und die Energieversorger, die aus Gas in Kraftwerken Strom erzeugen, sowie die Papier- und die Chemieindustrie. Wegen der hohen Preise wurde auf den Spotmärkten schon im Vorjahr weniger Gas bestellt und geliefert, daher gibt es kaum Reserven.
Für relativ rasch machbar hält Helmenstein den Ausbau von Biogas-Anlagen in Österreich, das aus tierischen Abfällen erzeugt wird. „Die Standorte sollten in der Nähe von großen Viehbeständen sein, man kann auch bestehende Anlagen vergrößern.“ Aufgrund der hohen Preise rechnet sich die Biogaserzeugung, mit ihr könnte man bis zu 20 Prozent der Importe ersetzen. Die Inlandsförderung (im Weinviertel) macht etwa sieben bis zehn Prozent des Bedarfes in Österreich aus.
Die Importe von Flüssiggas (LNG) aus dem arabischen Raum und den USA werden verstärkt. „Doch es rächt sich jetzt, dass das Leitungsnetz nicht rasch genug ausgebaut wurde“, meint Helmenstein mit einem Seitenhieb auf die viel zu lange dauernden Verfahren in Österreich.
Der Umstieg von Gas auf Wärmepumpen (es gibt heimische Erzeuger) und generell mehr Energiesparen könnten ebenfalls dazu beitragen, sich von den Russland-Importen zu lösen. Auch der Ausbau der Pipelines aus der Türkei (Gas aus Aserbaidschan) ist ein Thema. Doch wir zählen zu den Ländern der EU, die mit 70 bis 80 Prozent die größte Abhängigkeit vom Russen-Gas haben.
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