Abertausende sind in der westukrainischen Stadt Lemberg eingetroffen - nach tagelanger Flucht vor den Putin-Bomben! Der „Krone“ boten sich erschreckende und herzzerreißende Bilder.
Abertausende Kriegsflüchtlinge sind in den vergangenen Tagen in Lemberg angekommen. Spätestens am Bahnhof wird einem wirklich bewusst - es herrscht Krieg im Land! Nichts geht mehr.
Der prächtige Bau aus dem Jahr 1861 ist jetzt der Bahnhof der Gestrandeten, das Nadelöhr der Kriegshölle! Tausende kommen täglich an, nach Tagen voller Todesangst, auf der Flucht aus dem Osten. Tausende wollen von Lemberg weiter, in den Süden, Norden, egal, wohin. Hauptsache, weg aus dem Krisenherd.
Statt auf der Uni jetzt auf der Flucht vor Bomben
Wie Vinod. Der Inder studiert(e) in Charkiw. Jetzt ist er auf der Flucht vor den Putin-Killern! „Wir konnten nicht mehr bleiben, die ganze Stadt wird dem Erdboden gleichgemacht. Zum Glück sind wir rechtzeitig rausgekommen. Was soll ich jetzt bloß tun? Mir fehlt nur noch eine letzte Prüfung, dann habe ich meinen Abschluss. Doch kann ich jemals als Arzt arbeiten, kann ich zurück auf meine Uni? Ich weiß nicht, wohin. Soll ich zurück in meine Heimat?“
Ein Schicksal, das Vinod mit Hunderttausenden Kriegsflüchtlingen teilt. 1,2 Millionen Menschen sind seit dem Beginn der russischen Angriffe aus der Ukraine geflohen - der Großteil Frauen und Kinder. Es ist die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem 2. Weltkrieg.
Die traurigsten Kinderaugen der Welt
Im völlig vollgestopften Bahnhof ist die Hölle los - es passt keine Maus mehr rein. Man blickt in von tagelanger Flucht gezeichnete Gesichter. Und in die traurigsten Kinderaugen dieser Welt. Sie drücken ihre Haustiere, ihre Puppen fest an die Brust, klammern sich im Menschengewühl an ihre Mama. Eine ältere Dame steht mit ein paar Habseligkeiten am Bahngleis, starrt ins Leere. Eine gehbehinderte Frau, die Krücken in der Hand, wird mittels Gepäckwagen ans Gleis gekarrt. Züge, die vor Flüchtlingen überquellen, tuckern los.
Vor dem Bahnhof, wo Gratis-Busse ins Ausland organisiert werden, ist in den letzten Tagen ein kleines Flüchtlingslager entstanden. Suppen und warme Getränke werden ausgegeben. Ein alter Militärofen qualmt vor sich hin, sorgt für ein bisschen Wärme in diesen kalten und trostlosen Zeiten. Ein alter Mann steht verloren in der Menschenmasse. Zu seinen Füßen zwei Plastiksackerln, in denen er sein ganzes Hab und Gut verstaut zu haben scheint. In Händen, die ihr ganzes Leben hart gearbeitet haben, hält er einen Laib Brot.
Viele Helfer kümmern sich um die armen Seelen
Viele Helfer aus Lemberg kümmern sich um Gestrandete wie ihn. Sofia ist eine davon. „Eigentlich studiere ich, jetzt helfe ich, wo ich kann. Wie meine Eltern auch“, erzählt die 22-Jährige. „Wir wohnen in der Nähe des Flughafens, doch seit Kriegsbeginn sind wir zu Oma nach Lemberg gezogen. Wir haben Angst, dass irgendwann der Flughafen angegriffen wird.“
Burghard Enzinger und Sepp Pail, Kronen Zeitung
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