Einmal mehr haben Demonstranten am Samstagnachmittag in Wien Solidarität mit der Ukraine gezeigt. Etwa 1000 Protestteilnehmer - laut Schätzungen der Polizei - versammelten sich in der Bundeshauptstadt. Aufgerufen wurde erneut zur Geschlossenheit, hingewiesen auf die Konsequenzen von „Putins Krieg“. „Dieser Krieg ist ein Überfall auf europäische Werte“, erklärte die Wiener Stadträtin Judith Pühringer (Grüne).
Sollte Putin nicht einlenken, müssten weitere Sanktionen folgen. Babys würden mittlerweile in zu Luftschutzbunkern umfunktionierten U-Bahn-Stationen geboren, führte Pühringer weiter aus. Es sei unvorstellbar, dass Frauen und Männer zu Waffen greifen müssten, obwohl sie den Frieden wollen, sagte die Kommunalpolitikerin. Von einem dieser Männer sprach die in Wien lebende Kulturproduzentin Oleksandra Sajenko. „Am Tag nach Kriegsbeginn ist mein Gatte in unsere Heimatstadt Charkiw zurückgekehrt, um sie gemeinsam mit seinen Freunden zu verteidigen“, sagte sie.
Putin habe gehofft, die Ukraine in zwei bis drei Tagen zu erobern, doch 40 Millionen (die Gesamtbevölkerung des Landes, Anm.) seien bereit sich zu verteidigen, jeder sei ein Kämpfer, betonte sie und wiederholte die bekannte Forderung Kiews an den Westen, militärisch eine Flugverbotszone über der Ukraine durchzusetzen.
Flüchtlingsaufnahme: „Erst Krieg führte zu Sinneswandel“
Die Nationalratsabgeordnete Stefanie Krisper (NEOS) beschäftigte sich mit den asylpolitischen Konsequenzen des Kriegs in der Ukraine. Es sei zwar positiv, wenn nun Politiker von der Aufnahme von Flüchtlingen sprächen, betonte sie, bezeichnete es gleichzeitig aber als „zynisch“, dass erst ein Krieg in Europa bei manchen zu einem diesbezüglichen Wandel geführt habe. Wichtig sei es nun, dass bei den Flüchtlingen aus der Ukraine nicht nach ihrer Staatsbürgerschaft unterschieden werde, forderte die Nationalrätin.
Wir kämpfen gegen Russland, das die Ukrainer als minderwertig erachtet und sie lieber tot als frei sieht.
Die Unternehmerin Oksansa Stavrou
Freunde in Russland seien verzweifelt wie niemals zuvor, schilderte indes die ehemalige Moskau-Korrespondentin Susanne Scholl. Putin habe ja nicht zufällig von allen Anfang an versucht, kritische Medien mundtot zu machen, erklärte sie und beklagte die aktuelle Auflösung der Menschenrechtsorganisation „Memorial“ sowie die Schließung des Radiosenders „Echo Moskwy“ und des Fernsehsenders „Doschd“.
Wut in Ukraine als dominierendes Gefühl
Auf Widerspruch bei einer in Wien lebenden Ukrainerin stieß eine Passage von Scholls Rede, die von Rechtsextremen in der Ukraine, in Russland, aber auch in Österreich gesprochen hatte. Dies sei ein „russischer Spin“, klagte die Unternehmerin Oksansa Stavrou. Gleich häufig wie über das „Asow“-Bataillon müsse man doch auch über ein jüdisches Bataillon in der Ukraine sprechen, forderte sie. Auch gehöre Russland selbst entnazifiziert. „Wir kämpfen gegen Russland, das die Ukrainer als minderwertig erachtet und sie lieber tot als frei sieht“, sagte Stravrou. Das dominierende Gefühl in der Ukraine sei derzeit Wut.
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