Tag 10 im kalten Keller, Tag 10 unter Beschuss und mit furchtbarer Angst: Die Familie des Wahlsteirers Oleh Hlazkov muss weiter durchhalten. Kraft gibt der Zusammenhalt.
Die Nacht auf Samstag war für alle wieder eine traumatische: Gleich sechsmal haben in Tschernihiv die Sirenen geheult, hat sich die Familie im Keller noch enger zusammengedrängt. „Es gibt keine Panik, aber die Angst steigt, die Stimmung wird natürlich immer schlimmer“, schildert Oleh Hlazkov die Lage. Vor allem für die armen Kinder, die Stunde um Stunde in dem engen, kalten und finsteren Loch ausharren müssen.
Am Samstag hatten einige Geschäfte offen, in denen man die wichtigsten Lebensmittel einkaufen konnte. Erreichen konnte man sie nur unter Lebensgefahr. „Zumindest gibt es noch keine Hungersnot“, schildert Oleh die Situation. „Die Ukrainer sind ja Meister im Konservieren, legen Paprika, Kraut, alles ein und können jetzt davon zehren. Das Brot ist rationiert und wird regelmäßig von Freiwilligen ausgeteilt.“ Und: „Es halten alle zusammen, jeder hilft jedem. Das sind Ukrainer!“
Die Mutter will bis zum Schluss für alle kochen
So hat eine Bücherei an Kinder Lesestoff verschenkt. Ein Optiker in der Stadt verteilt an alle Männer, die sich für den Straßenkampf parat halten, Gratis-Linsen. Für den Kampf muss auch Olehs Bruder bereit stehen. „Er hatte noch nie etwas mit Waffen zu tun. Und muss jetzt auf Leben und Tod kämpfen, wenn er dazu aufgerufen wird. Das ist einfach nur surreal, unvorstellbar.“
Jeder hilft jedem. Das ist, was dieses Land so stark macht
Oleh Hlazkov, Wahlsteirer, bangt um seine Familie in der Ukraine
Ob sein Haus noch steht, an dem er 15 Jahre gebaut und noch viel länger dafür gespart hat, damit er für seine Familie ein Heim hat? Er kann nicht hin, um nachzusehen - aber Bekannte haben ihm zuletzt schon wenig Hoffnung gemacht. Alles scheint verloren.
Verhandelt würde um einen Korridor, über den Menschen aus Tschernihiv fliehen können. Olehs Mutter hat schon klar gemacht, dass sie das nicht tun wird. „Die jungen Frauen und die Kinder sollen gehen! Ich bleibe hier. Ich koche für alle, die mich hier brauchen. Bis zum Schluss.“ Jeder hilft jedem - „das ist, was dieses Land so stark macht“, sagt Oleh.
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