„Krone“-Kommentar

Versuch der Einschüchterung – Nerven liegen blank

Kolumnen
05.03.2022 21:56

Im Kreml liegen die Nerven blank. Deshalb machen sie dort etwas zu einer Affäre, was sie eigentlich nicht überraschen sollte: Österreich hat eine militärische und keine Gesinnungs-Neutralität.

Österreichs Politiker hatten schon im Jahre 1956 - nur ein Jahr nach dem Staatsvertrag! - aus ihrem Herzen keine Mördergrube gemacht, als im Nachbarland Ungarn sowjetische Panzer den Volksaufstand niederwalzten. Ähnlich war es 1968 nach der Panzerinvasion in Prag. Österreichs Politiker werden sich auch jetzt durch diesen Schuss vor den Bug den Mund nicht verbieten lassen.

Der Einschüchterungsversuch aus Moskau ist Ausdruck der Enttäuschung nach so vielen Jahren, in denen Putin in Österreich massiv hofiert wurde. Das war die Neutralität, die Russland gefällt, (aber dem Westen nicht gefiel).

Angesichts der Zerstörung der europäischen Nachkriegsordnung in Europa sollte die russische Führung froh sein, dass wir überhaupt noch neutral sind. Wenn jetzt durch Druck Österreich wieder auf Linie gebracht werden soll, dann erreicht die Kremlführung nur das Gegenteil, welches sie auch in Finnland und Schweden erlebt: Skandinavien kippt in Richtung NATO.

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz (Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)
Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz

Das sind alles nicht die besten Methoden, um der Ukraine eine Neutralität schmackhaft zu machen. Man steht nur noch fassungslos vor diesen Amokläufen in Moskau. Dass auch Österreich eines abbekommt, kann man auch als Ritterschlag auffassen.

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