Vinyl sehr begehrt

Rohstoffe knapp: Schallplatte gerät ins Stocken

Tirol
07.03.2022 10:00
Schallplatten-Enthusiasten müssen sich momentan in Geduld üben. Die weltweite Rohstoffknappheit macht sich auch im Musik-Business bemerkbar. Teilweise wurde die Plattenproduktion sogar ausgesetzt. Das bekommen auch Händler und Produzenten in Tirol zu spüren. Die „Krone“ hat sich im ganzen Land umgehört und sich erkundigt, wie es um die „Vinyl-Scheibe“ derzeit bestellt ist.

„Ich bestelle 100 Platten und bekomme 40 oder 50 davon geliefert“, klagt Nik Wörgötter, Inhaber des Innsbrucker Plattenladens „Twosides“. Die Nachfrage sei groß, und manche Künstler seien derzeit einfach nicht erhältlich. Dazu zählen David Bowie und Bob Dylan, auch Genesis- und The Doors-Fans müssen sich gedulden. „Doors-Platten bekommen wir seit Juli nicht mehr. Immer wieder bestelle ich, und dann wird die Bestellung wieder gecancelt“, erzählt Wörgötter.

(Bild: zVg)

Die Nachfrage wirkt sich auch auf den Preis aus – der hat sich fast verdoppelt. Endkunden müssen mittlerweile zwischen 40 und 60 Euro pro Schallplatte auf den Tisch legen. Das ist vielen zu teuer. „Die Kunden glauben, ich schlage so viel drauf“, sagt Wörgötter. Dabei zahlt auch er viel mehr als früher. Einige Scheiben kauft er daher nur nach Bestellung, er setzt zudem vermehrt auf gebrauchte Ware.

Wartezeit für große Platten hat sich versechsfacht
Nicht nur die Händler, auch die Produzenten von Schallplatten müssen ihre Kunden derzeit vertrösten. „Dr. Dub“ in Fieberbrunn stellt unter anderem die Lackfolien her, die anschließend in einem externen Presswerk zur Schallplatte werden. Kunden des Unternehmens müssen darauf derzeit bis zu einem halben Jahr warten. „Früher ging das innerhalb eines Monats“, erinnert sich Markus Waltl von „Dr. Dub“. Schon seit einem Jahr würde es nun länger dauern, „aber das ist aktuell in der ganzen Industrie so“.

Ein Mitgrund dafür ist laut Waltl der Mangel an Kunststoff. Der sei teurer geworden und schwer zu bekommen. Während der Corona-Pandemie wurde das Material vermehrt zur Herstellung der Plexiglas-Schutzscheiben verwendet.

Zitat Icon

Wir kriegen Sachen, die haben im Moment nur wenige.

Rainer Pöschl vom „Musikladen“

Manche Titel gibt es weder im Laden noch im Internet
Den Mangel spürt auch Rainer Pöschl vom „Musikladen“ in der Landeshauptstadt. Er hat sich mit der Situation arrangiert. Weil er weltweit bestelle, könne er den Kunden in seinem Plattenladen auch Ware bieten, die sie im Großhandel möglicherweise nicht finden. „Wir kriegen Sachen, die haben im Moment nur wenige“, zeigt er sich stolz.

Einige jedoch sind im Moment überhaupt nicht lieferbar. Pöschl warnt seine Kunden daher vor, dass sie etwas möglicherweise nicht bekommen werden – weder bei ihm noch im Internet. Als existenzgefährdend für seinen Laden sieht er die Situation aber nicht – auch, weil der Trend zur Schallplatte nach wie vor anhält.

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