Von Apple über Ikea bis Zara: Immer mehr westliche Konzerne ziehen sich aus Russland zurück. Die Sanktionen kommen im Alltag an, die Stimmung im Land verdunkelt sich weiter.
Lange Schlangen, dichtes Gedränge, ausgeräumte Regale: Was sich in den letzten Tagen in russischen Ikea-Filialen abgespielt hat, steht beispielhaft für den massenhaften Rückzug westlicher Konzerne in Russland. Als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine reagieren immer mehr internationale Unternehmen mit Boykotten. Geschäfte werden geschlossen, Produktionen in Russland gestoppt, Dienstleistungen nicht mehr angeboten. Die Bandbreite reicht von Autokonzernen wie VW oder Mercedes über Tech-Giganten wie Apple und Microsoft bis hin zu in Russland begehrten Luxus-Marken wie Prada oder Louis Vitton.
Angesichts des Leids der ukrainischen Bevölkerung mögen Konsum-Einschränkungen Luxus-Probleme sein, doch geht es um mehr als nur Ikea-Möbel und Gucci-Taschen. So haben neben den Bezahl-Dienstleistern PayPal und Apple Pay auch die weltgrößten Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard die Geschäfte in Russland ausgesetzt. Innerhalb Russlands können Karteninhaber ihre Karten zwar weiterhin nutzen – außer sie wurden von einer ausländischen Bank ausgestellt –, dennoch bildeten sich in Moskau schon lange Schlangen an Geldautomaten. Viele Russen wollen sich aus Panik mit Bargeld eindecken – was angesichts des massiven Kursverfalls des Rubels einen bitteren Beigeschmack hat.
Eine Durststrecke erwartet Russen auch in der Unterhaltungsbranche: Die Walt Disney Company, Sony und Warner Bros wollen vorerst keine Filme mehr in Russland veröffentlichen; der Streaming-Anbieter Netflix stoppt die Verbreitung von Inhalten russischer Staatsmedien und die Musik-Plattform Spotify hat Inhalte entfernt, die von der russischen Regierung finanziell unterstützt werden.
Mit diesem Ausmaß an Isolation dürfte die russische Bevölkerung nicht gerechnet haben. Die Regierung gibt sich von offizieller Seite betont gelassen: „Die Welt ist zu groß, dass Europa und Amerika irgendein Land isolieren können, vor allem so ein großes wie Russland“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gegenüber einer russischen Nachrichtenagentur.
Die Liste an Unternehmen, die ihre Geschäfte in Russland beenden, wächst. Ein kleiner Auszug:
2500 Demonstranten am Sonntag festgenommen
Indessen gehen trotz harter Strafandrohungen immer mehr Russen auf die Straßen und protestieren gegen den Krieg. Laut Angaben von Aktivisten wurden am Sonntag 2.500 Demonstranten in 50 Städten festgenommen. In Sozialen Medien kursieren Videos von brutal einschreitenden Polizisten. Gemäß einem am Freitag verabschiedeten Gesetz drohen unliebsamen Kriegs-Kritikern bis zu 15 Jahre Haft.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.