Kommt Importstopp?
Öl und Gas: Embargo würde Teuerungswelle anheizen
Angesichts der russischen Invasion in der Ukraine überlegt der Westen nun weitere Sanktionen gegen Moskau - und auch ein Importstopp für russisches Öl und Gas steht im Raum. Mehrere Staaten wie die USA und Japan diskutieren bereits darüber und auch aus EU-Kreisen hieß es, man bespreche das. Österreichs Europaministerin Karoline Edtstadler sprach sich am Sonntagabend ebenfalls für eine diesbezügliche Debatte aus, man müsse allerdings die Versorgung sicherstellen. Die Ölpreise erreichten unterdessen auch ohne Embargo schwindelerregende Höhen ...
Droht uns ein teurer Winter in Sachen Energiekosten? Derzeit gibt es zwar noch keine Anzeichen, dass sich die Gaspreise in der kommenden Heizsaison erhöhen könnten - doch das könnte sich bald ändern. Die Sanktionen gegen Moskau gingen bereits sehr weit, doch müsse man auch ein Embargo auf russisches Öl und Gas diskutieren, um den Krieg in der Ukraine nicht zu finanzieren, sagte Ministerin Edtstadler in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ am Sonntagabend.
„Putin darf nicht der sein, der den Hahn zudreht“
Zuvor müsse aber die Versorgung in der Europa sichergestellt werden, so Edtstadler. Ähnlich der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn: Er rechnete damit, dass die Gas- und Öllieferungen aus Russland über kurz oder lang ohnehin „zugedreht werden, entweder vom Westen oder vom Osten“ - und darauf müsse man sich „intensiv vorbereiten“. Der russische Präsident Wladimir Putin dürfe nicht der erste sein, der „den Hahn zudreht, um Europa zu bestrafen“, meinte Asselborn. Auch die polnische EU-Abgeordnete Roza Thun als auch Andris Teikmanis, Chef der lettischen Präsidentschaftskanzlei, sprachen sich klar für die Verhängung eines Embargos aus.
Auch Japan überlegt Importstopp
Und die EU-Politiker sind nicht die einzigen, die bereits laut über die Verhängung eines Embargos nachdenken. Auch das auf Öleinfuhren angewiesene Japan diskutiert über einen möglichen Importstopp für Öl aus Russland. Ministerpräsident Fumio Kishida habe vor dem Parlament auf die Notwendigkeit hingewiesen, im Einklang mit dem Westen auf Russlands Invasionskrieg in die Ukraine vorzugehen.
US-Außenminister Antony Blinken hatte bereits zuvor neue Strafmaßnahmen gegen Moskau ins Spiel gebracht: Washington berate mit europäischen Verbündeten über einen möglichen Importstopp für Öl aus Russland. Die Debatte gehe auch darum, sicherzustellen, „dass auf den Weltmärkten weiterhin ein angemessenes Angebot an Öl besteht“.
Gas-Winter 2022/23 könnte teuer werden
Sollte ein Öl- und Gasembargo gegen Russland tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, könnte das zu einer kräftigen Preissteigerung im Energiesektor führen. Der Markt geht bereits von einer möglichen Lieferunterbrechung aus, so E-Control-Experte Johannes Mayer, in der kommenden Heizsaison könnte es dann teurer werden. In Ostösterreich etwa hätten die großen Lieferanten Preiserhöhungen zuletzt an die Haushaltskunden weitergegeben, konkret die EnergieAllianz-Partner Wien Energie, EVN und Energie Burgenland per Anfang Februar.
Die Wien Energie etwa habe künftig jährliche Preisanpassungen eingebaut - die werde es im kommenden Winter aber nur geben, wenn der Großhandelsindex im Dezember 2022 höher sind als im Dezember 2021, wovon der Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung des Energieregulators ausgeht, obwohl der Index schon Ende 2021 sehr hoch war. „Obwohl da schon viel eingepreist ist, glaube ich, dass es die Haushalte noch einmal im neuen Jahr 2023 stark treffen könnte.“
Ölpreis so hoch wie 2008 nicht mehr
Der Ölpreis hat unterdessen ein neues Rekordhoch erreicht. In der Nacht zum Montag stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent auf einen Höchststand von 139,13 Dollar (127,86 Euro), bevor er auf 128,77 Dollar zurückging. Dies entsprach immer noch einem Anstieg um mehr als neun Prozent. Unterdessen stürzten die asiatischen Finanzmärkte ab, der Goldpreis stieg auf mehr als 2000 Dollar.
Seit 2008 waren die Ölpreise nicht mehr so hoch. Der historische Rekordpreis für ein Barrel Brent liegt bei 147,50 Dollar. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar hatte der Preis für Brent rund ein Drittel zugelegt.
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