Wirtschaft oder Natur

Bauprojekt an der Alfenz sorgt für Unmut

Vorarlberg
07.03.2022 10:30

Die Alfenzauen sind im Biotopeninventar Vorarlbergs angeführt und ein wichtiger Natur- sowie Naherholungsraum. Doch es gibt auch wirtschaftliche Interessen an dem Naturjuwel.

Die Alfenzau (Klostertal) zählt streckenweise zu den wenigen noch naturbelassenen Flusslandschaften im Land. Parallel zum Flussverlauf führt ein gut genutzter Rad- und Spazierweg, die Alfenz und ihre direkte Umgebung sind ein beliebter Naherholungsraum. Folglich stößt es bei vielen auf großes Unverständnis, dass entlang des Flussabschnitts bei Innerbraz/Radin derzeit Bauarbeiten der Firma Zech Kies stattfinden. Ein Anwohner etwa ließ seinem Unmut über die sozialen Medien freien Lauf - mit entsprechendem Bildmaterial. So wurde beispielsweise eine breite Schneise durch den Wald gerodet, um eine neue Fahrbahn zu schaffen.

Grund dafür ist der Ausbau des Seitenspeichers des Alfenzkraftwerks, welches sich in der Gemeinde Lorüns, am Eingang des Montafons befindet. Aufgrund der hohen Geschiebemenge des Flusses wurde der Speicher 2006 angelegt. Das Ablaufwerk des Seitenspeichers sowie der Speicherraum wurden dabei so geplant, dass eine Materialbewirtschaftung mit schweren Maschinen möglich ist. Zum Abtransport des Schotters werden folglich Lkw benötigt. Bislang waren die Schwerfahrzeuge auf einer unbefestigten Piste direkt am Ufer der Alfenz unterwegs. Sehr zum Missfallen der Naturschutzanwaltschaft: „Gerade der Uferbereich mit dem Auwaldbewuchs ist eine sensible Zone“, so Naturschutzanwältin Katharina Lins.

Katharina Lins weiß, dass der Uferbereich der Alfenz mit dem Auwaldbewuchs eine überaus sensible und somit schützenswerte Zone ist. (Bild: Mathis Fotografie)
Katharina Lins weiß, dass der Uferbereich der Alfenz mit dem Auwaldbewuchs eine überaus sensible und somit schützenswerte Zone ist.

Lkw-Lärm statt Ruhe und Erholung
Darüber hinaus sind die Alfenzauen auch beliebte Naherholungsräume. Da passt es wohl eher wenig, wenn regelmäßig Lkw durch das Gebiet rollen. Vonseiten der Kieswerke lag schon seit längerem das Ansuchen um eine entsprechende Fahrbahn vor. Nun habe man eben einen Kompromiss gefunden, meint Lins. „Aus Sicht des Naturschutzes sind wir darüber natürlich nicht sehr glücklich, aber immerhin wird der Schwerverkehr vom Flussufer nach weiter oben hin verlegt.“ Dort verläuft allerdings auch ein im Sommer viel genutzter Landesradweg. Kritiker fürchten, dass die neue Straße diesen negativ beeinflussen könnte, zudem würden die Lkw-Fahrten den Lärmpegel erheblich erhöhen.

Die zuständige Bezirkshauptmannschaft (BH) Bludenz gibt jedoch Entwarnung: „Es wird durch die Fahrbahn nicht zu einer Verkehrserhöhung kommen. Durch die Errichtung einer neuen Brücke überqueren Radfahrer und Lkw die Alfenz zukünftig auf getrennten Wegen“, erläutert Klaus Heingärtner von der BH. Die Rodungen seien entlang einer alten, bereits überwachsenen Forststraße erfolgt, die Fahrpiste entlang des Ufers werde nach Fertigstellung der neuen Fahrbahn rückgebaut beziehungsweise renaturiert.

(Bild: Rubina Bergauer)
Für die neue Straße müssen etliche Bäume weichen - das missfällt vielen Naturfreunden. (Bild: Rubina Bergauer)
Für die neue Straße müssen etliche Bäume weichen - das missfällt vielen Naturfreunden.

Viele verschiedene Interessen
Ein Abschluss der Arbeiten sei noch dieses Jahr geplant. Allerdings bleibt die Kreuzung von Rad- und Spazierweg mit der Lkw-Straße im Bereich Braz erhalten. „Es gestaltet sich kompliziert, so viele verschiedene Interessen unter einen Hut zu bekommen - aber ich denke dennoch, dass hier eine akzeptable Lösung gefunden wurde“, sagt Heingärtner.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Alfenzauen von Bauprojekten bedroht sind. Im Jahr 2014 hatten die ÖBB Pläne für ein Kraftwerk an einem Abschnitt des Flusses vorgelegt. Dabei sollte eine Druckrohrleitung das Triebwasser des bereits bestehenden ÖBB-Kraftwerks Braz zwischen dem Ausgleichsbecken und dem Seitenspeicher führen. Zum Bau der Leitung hätten erhebliche Rodungen im Auwaldgebiet stattfinden müssen. Die Naturschutzanwaltschaft hatte sich bereits im Feststellungsverfahren zur UVP-Pflicht des geplanten Projekts negativ zu dem Vorhaben geäußert. Die Pläne wurden später von den ÖBB zurückgezogen. Als Grund wurde angegeben, dass das Projekt nicht verwirklichbar sei.

Am Flusslauf der Alfenz finden sich noch bedeutende, naturnahe Gebirgsbachauen. Die Strecke zwischen Radin/Innerbraz und Außerbraz ist auch im Vorarlberger Biotopeninventar als Besonderheit ausgewiesen. Es bleibt also zu hoffen, dass die Naturschutzinteressen nicht zu kurz kommen.

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