Es gibt immer einen guten Grund, um Venedig zu besuchen. Im Frühjahr wird die Procuratie Vecchie das erste Mal nach 500 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die „Krone“ war bei der Vorbesichtigung!
Der Flug dauert nur etwa eine Stunde, der Flughafen wirkt fast ein wenig ausgestorben – es ist eine gute Gelegenheit, Venedig (noch) ohne Menschenmassen zu erleben. Nie habe ich den Markusplatz so leer erlebt, keine Schlangen vor dem Campanile, vor dem Dogenpalast oder dem Markusdom, es ist fast ein Traum, dass man so schnell Eintritt erlangt. Selbst beim Karneval lief alles ein wenig ruhiger ab als vor Corona.
Der Markusplatz ist einer der schönsten Plätze der Welt, Napoleon Bonaparte nannte ihn einst den „schönsten Salon Europas, dem als Decke zu dienen nur der Himmel würdig ist“. Weltberühmt und viel fotografiert ist auch die Alte Prokuratie (Procuratie Vecchie), die die Piazza San Marco, das Herz der Lagunenstadt, auf der Nordseite einrahmt. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade?
Das jetzige Gebäude entstand zwischen 1480-1517 und befindet sich zum Großteil im Besitz der Generali Versicherung, die 1831 in Triest, das damals zu Österreich gehörte, gegründet wurde und nützte seit 1832 die alte Prokuratur als Dependance. Nach fünfjähriger Restaurierung wird nach 500 Jahren im Frühjahr das Gebäude das erste Mal der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Das ikonische Wahrzeichen Venedigs wird künftig für Veranstaltungen und Ausstellungen zu Themen der Nachhaltigkeit und Humanität zur Verfügung stehen; das passt gut, denn die Prokuratoren, die hier einst arbeiteten, kümmerten sich auch um die Armen und Bedürftigen. Das Gebäude erfüllt so ab April seinen ursprünglichen Auftrag aus der Renaissance wieder. Venezianer und Touristen sind übrigens gleichermaßen willkommen.
Die „Krone“ war bei der Vorbesichtigung dabei
Emma Ursich führt uns durch das unglaubliche Gebäude, das der renommierte britische Architekt David Chipperfield behutsam renoviert und fit für die Erfordernisse der heutigen Zeit gemacht hat. Sie ist die Direktorin von „The Human Safety Net“, ein soziales Start-up, das sich auf Initiative der Generali Group in 23 Ländern mit 56 Partnerorganisationen zusammengeschlossen hat und nun seinen Sitz im obersten Stockwerk der Procuratie Vecchie haben wird. Wo einst unter dem Dach „nur“ Lagerraum war, wird nun Platz für Ausstellungen, Events und öffentliches Leben sein, das zum Ziel hat, sich für Chancengleichheit einzusetzen. In Österreich engagiert man sich mit dem Programm „Big Brothers Big Sisters“ besonders für Familien.
Vis-à-vis befindet sich in den Arkaden der Procuratie Nuove eines der ältesten Kaffeehäuser Europas, das Caffè Florian, wo sich im historischen Ambiente stilvoll (und teuer) ein Cappuccino genießen lässt. Wer diesen an der Bar im Stehen trinkt, zahlt weniger.
Günstig und gut ist dagegen eines der köstlichen, hausgemachten Tramezzini in der Bar Rialto da Lollo, die im Stadtteil San Polo in unmittelbarer Nähe der Rialto-Brücke liegt, die bei unserer Kurzvisite im Vergleich zu vor Corona recht leer ist und wo wir mit einem letzten Blick auf den prächtigen Canal Grande Abschied von der einzigartigen Lagunenstadt nehmen, die übrigens im letzten März ihr 1600-jähriges Bestehen feierte.
Andrea Thomas, Kronen Zeitung
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