Im Kampf gegen die russische Invasion erzielen die ukrainischen Verteidiger Erfolge mit einer Mini-Drohne mit knapp zwei Metern Flügelspannweite. Seit Beginn des russischen Angriffs habe man mit der „Punisher“-Drohne des ukrainischen Herstellers UA Dynamics Dutzende erfolgreiche Angriffe auf russische Treibstofflager durchführen können, sagt ein Vertreter des Unternehmens.
Gleich zu Beginn der russischen Invasion nahmen Putins Truppen Militärflugplätze und die ukrainische Luftabwehr ins Visier, um die Luftüberlegenheit zu erlangen und Angriffe aus der Luft auf die Logistik der Angreifer zu unterbinden. Das scheint allerdings nur teilweise gelungen zu sein, berichtet die britische „Times“ unter Berufung auf den UA-Dynamics-Ingenieur Eugene Bulatsev. Der Drohnenhersteller war 2014 gegründet worden - kurz nach der russischen Annexion der Krim.
Vom Radar kaum zu entdecken
Der Ingenieur berichtet von mehr als 60 erfolgreichen Angriffen auf Treibstofflager, Munitionsdepots und Funkknoten, bei denen die „Punisher“-Drohne zum Einsatz kam. Die Drohne mit 2,3 Metern Flügelspannweite wird elektrisch angetrieben, kann bis zu drei Kilo Sprengstoff transportieren und diese automatisch auf vorher einprogrammierte Ziele abwerfen. Trifft so ein Sprengsatz ein Treibstoff- oder Munitionsdepot, sind die Folgen fatal.
Das ist der billigste und einfachste Weg, einen Schlag aus großer Entfernung auszuführen, ohne das Leben von Zivilisten zu riskieren.
Eugene Bulatsev, UA Dynamics
Die Reichweite der Drohne beträgt rund 50 Kilometer, gestartet werden kann sie binnen sieben Minuten. Die in 400 Metern Höhe operierende Drohne sei so klein, dass sie vom feindlichen Radar nicht erkannt werden könne, sagt Bulatsev: „Das ist der billigste und einfachste Weg, einen Schlag aus großer Entfernung auszuführen, ohne das Leben von Zivilisten zu riskieren.“
Weitere Drohnen im Einsatz
Neben der „Punisher“-Drohne verwenden die ukrainischen Verteidiger noch andere Modelle: Eine kleinere Aufklärungsdrohne namens „Spectre“ sammelt Informationen hinter den feindlichen Linien und identifiziert Ziele für Drohnenangriffe. Rund 200.000 US-Dollar kostet ein Gespann aus „Spectre“- und „Punisher“-Drohne inklusive Bodenstation und Ausbildung der Bedienmannschaft. Zum Einsatz kommen die Mini-Drohnen vor allem bei ukrainischen Spezialeinheiten.
Drohnenangriffe der ukrainischen Verteidiger erfolgen auch mit rund 20 Bayraktar-Drohnen aus türkischer Produktion, die im Jahr 2019 angekauft wurden. Diese verfügen über eine Flügelspannweite von 12 Metern, tragen eine Bombenlast von bis zu 150 Kilogramm, und bleiben in bis zu acht Kilometern Höhe bis zu 24 Stunden in der Luft.
Schlüsselelement des Widerstands
Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sieht Angriffe mit Drohnen als Schlüsselelement des ukrainischen Widerstands. Man könne die Angaben zwar nicht prüfen. „Aber wir haben Videos von Ukrainern gesehen, die unbemannte Luftfahrzeuge benutzen, um Benzin-Konvois anzugreifen und Nachschublinien zu verfolgen.“ Die Strategie der Verteidiger, mit Drohnen den Nachschub anzugreifen, nennt Wallace „sehr clever“.
Aaron Stein von der US-Denkfabrik Foreign Policy Research Institute pflichtet ihm bei: Der Einsatz von Drohnen unterschiedlicher Größe habe sich für das ukrainische Militär bisher als erstaunlich erfolgreich erwiesen. Der russische Vormarsch - siehe Video - erfolgt langsamer als erwartet. Er warnt allerdings, dass die von den ukrainischen Verteidigern eingesetzten Drohnen „irgendwann in naher Zukunft“ an ihre Grenzen stoßen könnten.
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