Heer an Freiwilligen

Lemberg: Eine Stadt bunkert sich ein

Steiermark
07.03.2022 20:00

Lemberg wird jetzt zur Festung! Seit der „Krone“-Ankunft in der Ukraine wurden die Kriegsvorkehrungen weiter vorangetrieben.

„Fahr aufs Land mit mir“, trällerte STS schon vor Jahren. Die „Krone“ tat es der steirischen Kultband in Lemberg gleich. Doch leichter gesagt als getan. Gleich an der Stadtgrenze die ersten Barrikaden samt Ausweiskontrolle. „Wer sind Sie? Was machen Sie? Wohin wollen Sie?“ Weiter geht’s, der Soldat winkt uns durch die Absperrung. Unendliche Weiten tun sich auf, flächenmäßig ist die Ukraine das zweitgrößte Land Europas. Nur der russische Bär bringt’s auf noch mehr Quadratkilometer. Und kriegt trotzdem seinen gierigen Hals nicht voll.

Kontrollen durch Polizei oder Militär stehen in Lemberg an der Tagesordnung. (Bild: Pail Sepp)
Kontrollen durch Polizei oder Militär stehen in Lemberg an der Tagesordnung.

Nach wenigen Kilometern das gleiche Spiel, die nächste Festung wird errichtet. Überall wird gehämmert, gebohrt, betoniert. Auch Jugendliche packen mit an. Nagelbänder, die Fahrzeuge zum Stillstand bringen sollen, werden ausgelegt. Grimmig dreinblickende Männer mit Schrotflinten lassen uns keinen Moment aus den Augen. Nach einer kurzen Kontrolle samt Blick in den Kofferraum geht unsere Landpartie weiter. In den angrenzenden Wäldern tauchen immer wieder Panzerigel auf, ansonsten tote Hose. Bis nach wenigen Kilometern das übliche Prozedere ins Haus steht. Diesmal wird gerade ein großkalibriges Maschinengewehr auf einem Anhänger in Stellung gebracht.

Fotos und Videos sind strengstens verboten
Auffallend: Seit unserer Ankunft in der Ukraine am vergangenen Donnerstag sind die Barrikaden rund um Lemberg mehr und mächtiger geworden. Die Stadt wird jetzt zur (hoffentlich) uneinnehmbaren Festung! „Barrikaden und ähnliche militärische Vorkehrungen dürfen ja nicht gefilmt oder fotografiert werden. Das ist strengstens verboten!“, hatte uns die Dame im internationalen Presse-Zentrum am Vortag mit ernster Miene mit auf den Weg gegeben. Leider erreichte uns diese Botschaft zu spät, „Krone“-Fotograf Sepp Pail war schon fleißig gewesen. Doch beim anschließenden Lokalaugenschein auf dem internationalen Flughafen ist dann auch der smarte „Krone-007“ mit seinem Latein am Ende. Etwa 800 Meter vor dem dichtgemachten Airport ist Schluss, ein gewaltiger Bau aus Sandsäcken setzt unserem Ausflug ein jähes Ende. „Es ist Krieg, weiter dürfen Sie nicht“, sagt der Soldat freundlich, aber bestimmt.

An der Tankstelle gibt’s nur noch 20 Liter
Zurück also in die City auf Straßen, die mitunter aussehen, als wäre gerade ein Dinosaurier durchmarschiert. Riesenschlaglöcher tun sich auf. Vorher noch zur Tankstelle, wo Volltanken ein frommer Wunsch bleibt. 20 Liter dürfen nur noch gezapft werden. An manchen Tankstellen gibt’s einige Kraftstoffe gar nicht mehr.

Kontrollposten vor der Stadt - jeder wird kontrolliert. „Wer bist du, wohin willst du, und was machst du?“. (Bild: Pail Sepp)
Kontrollposten vor der Stadt - jeder wird kontrolliert. „Wer bist du, wohin willst du, und was machst du?“.

In Lemberg arbeitet ein Heer an Freiwilligen für den Ernstfall. Bunker aus dem 2. Weltkrieg werden wieder aktiviert, falls der Kreml-Irre die Stadt von der Luft aus in Angriff nehmen wird. In einer Kunst-Galerie knüpft Jung und Alt Tarnnetze für Panzer und das Militär.

Kinder lernen Umgang mit Waffe
Traurig, aber wahr: Selbst Kinder werden mittlerweile in Selbstverteidigungskursen geschult: So funktioniert ein Sturmgewehr! Unterstreicht: Diese Stadt wird kämpfen, sollte Putins Angriffskrieg auch den Westen des Landes ins Visier nehmen. Der Hass auf den Kreml-Despoten ist allgegenwärtig: Wo früher Werbebanner waren, sind jetzt Putin-feindliche Botschaften zu lesen. Am prachtvollen Opernhaus hängen Riesentransparente getöteter Soldaten. Heldenkult in Reinkultur.

Lemberg wappnet sich für das Unaussprechliche, das (noch) keiner wahrhaben will. Aus den Museen wurden kostbare Schätze längst in Sicherheit gebracht. Und aus der armenischen Kathedrale wurde eine alte Jesus-Statue entfernt und in einem Bunker verstaut. Das hatten die Lemberger schon einmal getan - während des 2. Weltkriegs

Burghard Enzinger und Sepp Pail, Kronen Zeitung

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