Landwirte versorgen uns mit Lebensmitteln, bewirtschaften 87 Prozent der Flächen, schaffen die Basis für unser lebenswertes Kärnten. Für den Tourismus sind sie nicht wegzudenken, denn Wiesen und Almen würden ohne Bewirtschaftung zuwachsen. Und obwohl die Bedeutung der Bauern so hoch ist, scheint deren Wertschätzung oft gering. Ein Zukunftsplan soll jetzt für Erleichterung sorgen.
In den vergangenen zehn Jahren haben 160 Betriebe ihre Tore dicht machen müssen! „Viele können und wollen die notwendigen Investitionen oft nicht mehr aufbringen und schließen ihre Stalltüren für immer“, gibt Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber zu bedenken. „Jeder zugesperrte Betrieb ist einer zu viel! Im Vergleich zu anderen Ländern liegen wir aber mit 1,4 Prozent pro Jahr zumindest unter dem Durchschnitt in Österreich.“
Geht der Bauer, gibt es auch kein Leben am Land. Denn die Flächen verwildern und die Lebensmittelversorgung ist nicht gewährleistet.
Siegfried Huber, LK-Präsident
Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Denn neben dem Hofsterben gefährden auch Faktoren wie der Klimawandel, die Wettbewerbsfähigkeit, die Abwanderung sowie auch die Einkommensentwicklung die Zukunft der heimischen Bauern. Die Kammer will diese Hürden überwinden und setzt sich bis 2030 klare Ziele. Huber: „Mit 2000 Bauern wurde ein Zukunftsprozess gestartet. Probleme wurden aufgezeigt – und nach Lösungen wurde gesucht!“
Wie die Landwirtschaft gestärkt werden kann
Wie wichtig eigentlich die heimischen Landwirte sind, bekommt man gerade in Krisenzeiten wie diesen zu spüren. „Seit Corona ist die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln wieder verstärkt ins Bewusstsein gerückt“, sagt Huber. Auch durch den Krieg in der Ukraine würde die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln eine neue Brisanz erhalten. „Die Ukraine ist ein wichtiger Exporteur von Weizen! Daher ist es umso wichtiger, nicht abhängig von anderen Ländern zu sein und die Versorgung innerhalb des Landes sicherstellen zu können.“
Besonders hart trifft die Bauern die Einkommensentwicklung. Sie stöhnen unter der Inflation. Die Preise für Betriebsmittel explodieren. Huber: „Zudem bringt uns der hohe Anteil an importierten Lebensmitteln unter Druck.“ Der Import betrage im Jahr rund 126 Millionen Euro! „Deshalb werden wir die Regionalität weiter forcieren. Ziel ist es, den Anteil an heimischen Lebensmitteln beim Inlandskonsum von derzeit 30 auf 40 Prozent anzuheben.“
sind in der Land- und Forstwirtschaft tätig; 88,5 % sind Familienarbeitskräfte. Die Branche stellt fast jeden 10. Arbeitsplatz.
Ein weiterer Punkt auf der Agenda ist der Respekt vor fremdem Eigentum. „Vielen Ausflüglern fehlt es an Respekt, wenn sie private Grundflächen bei Radtouren und Wanderungen betreten. Eine Bewusstseinsbildung ist notwendig!“, so der Bauernchef. Aber auch neue Ernährungsmuster wie vegane oder vegetarische Kost könnten immer mehr zum Problem werden. „Der Trend zur alternativen Ernährung steigt. Wir müssen mit der Zeit mitgehen, moderne Landwirtschaft betreiben“, erklärt Huber, der selbst einen Hof betreibt. „Themen wie Tierwohl und Bio werden immer wichtiger.“ Auch die Nachfrage nach Gemüse, Fisch, Geflügel und Wild steige enorm. „Das Interesse an Schweinefleisch jedoch sinkt!“
Kärnten sei laut Kammer das einzige Bundesland, für das künftig ein Bevölkerungsrückgang prognostiziert wird. „Bis 2040 sinkt nicht nur die Einwohnerzahl um 2,3 Prozent, die Daseinsvorsorge am Land wird zunehmend in Frage gestellt. Der ländliche Raum kann nur durch eine gute Infrastruktur gestärkt werden. Geht der Bauer, ist das Land verloren. So weit darf es nie kommen!“
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