Mehr als drei von vier Menschen in Österreich sind gegen die Omikron-Variante immun - das zeigt eine Modellrechnung des Teams rund um Simulationsforscher Niki Popper. Die Immunität ist Anfang März im Vergleich zu Anfang Februar um elf Prozentpunkte gestiegen. Die Schätzung bezieht sich jedoch lediglich auf den Typ BA.1. Die neuere Untervariante BA.2 wirft noch immer einige Fragen auf.
Für die hohe Immunität haben die Rekordwerte bei den Infektionszahlen in den vergangenen Wochen gesorgt. Etwas weniger als 20 Prozent der Bevölkerung haben ihre Immunität allein durch eine erkannte oder unerkannte Infektion aufgebaut, fanden die Experten des Unternehmens dwh, einem Spin-off der Technischen Universität Wien, heraus. Rund 45 Prozent sind demnach durch eine Kombination von Impfung sowie überstandener Erkrankung immunisiert worden. Der Rest der Immunisierten hat seinen Schutz durch die Impfung allein aufgebaut.
Mit dominierender Delta-Variante wäre Immunität noch höher
Dass nun 77 Prozent der Bevölkerung gegen Omikron immun sind, ist auch bei der effektiven Reproduktionszahl spürbar. Die durchschnittliche Anzahl an Personen, die ein Infizierter ansteckt, werde dadurch um rund 72 Prozent gedrückt, schreiben die Experten. Wäre noch immer die Delta-Variante dominierend, würde der Anteil von Geschützten sogar bei 90 Prozent liegen. Noch unsicher ist, wie sich der Omikron-Subtyp BA.2 auswirken wird. Ob und wieweit der Immunisierungsgrad bei dieser Variante niedriger ist, sei „immer noch nicht quantifizierbar“, heißt es in dem Bericht.
In die Schätzung gehen auch Annahmen darüber ein, dass der Impfschutz mit der Zeit abnimmt, eine durch Erkrankung aufgebaute Immunität nachlässt bzw. manche Menschen trotz Impfung nicht ausreichend geschützt sind, weil etwa ihr Immunsystem keine entsprechende Antwort aufgebaut hat. Aktuell sehe man, dass der Infektionsschutz auch bei Menschen wieder nachlasse, deren dritte Impfung aus dem Spätherbst 2021 datiert.
Immunität könnte sich bis Herbst verringern
In einer anderen Studie mit etwas anderen Grundannahmen haben sich die Wissenschaftler mit der Frage beschäftigt, wie sich das Immunitätsniveau bis Oktober entwickeln könnte. In diesem vereinfachten Modell geht man von etwas geringeren Immunisierungsraten aus. Dabei handle es sich allerdings um keine Zukunftsprognosen, wie die Experten betonen: Es könne aber „abgeschätzt werden, wie sich das Level der Immunisierung - ohne externe Einflüsse - entwickeln wird“, wodurch es wiederum möglich werde, Vorbereitungen zu treffen.
Demnach könne es sein, dass sich das Immunisierungsniveau bis zum 1. Oktober im Vergleich zu dem Wert vom 28. Februar auf ein Fünftel reduziert. „Das bedeutet, dass bis zum 1. Oktober etwa 4,3 Millionen immune Österreicherinnen und Österreicher auf das momentane Niveau fehlen.“ Der Schutz gegenüber einer Hospitalisierung präsentiere sich aber deutlich stabiler. Diese Berechnungen gelten allerdings nur unter einem „Null-Szenario, in dem ab dem heutigen Tag weder Immunisierung durch Genesung noch durch Impfung stattfindet“.
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