In Kriegszeiten ist es im Zweifel besser, zweimal über Aussagen, die man tätigt, nachzudenken. Vor allem dann, wenn man eine ehemalige Außenministerin ist, die nun als Putin-Versteherin in einer Villa in Südfrankreich lebt. Dann sollte man besser ganz still sein.
Krieg fördert nicht unbedingt die besten Seiten im Menschen zutage. Als wäre ein russischer Despot, der ein Land überfällt und Flüchtende wie Kinder bombardiert, nicht schon schlimm genug, melden sich nun die ersten Trittbrettfahrer von der Seitenlinie zu Wort. Auf ihre Meldungen hat die Welt nicht gewartet.
Ist Karin Kneissl der einzig wahre Flüchtling?
So eine Entbehrlichkeit gab zuletzt die ehemalige Außenministerin Karin Kneissl zum Besten. Während Bilder von Flüchtenden, die meist nur mit dem Nötigsten im Gepäck einem waschechten Krieg entkommen, die Welt erschüttern, rückt Kneissl aus, um zu erklären, dass sie ein „politischer Flüchtling“ sei. Ihr Leben sei „vernichtet“, für sie gelte in Österreich ein „De-facto-Arbeitsverbot“. Ja, das sagte sie wirklich.
Eine Runde Mitleid
Vor lauter Leid blieb ihr also eine „Flucht“ in ein malerisches Haus in Südfrankreich nicht erspart. Besonders arg: Das, was ihr als „politisch Verfolgte“ als einziges blieb, war die Annahme eines Aufsichtsratspostens beim russischen Mineralölkonzern Rosneft. Das in Medien kolportierte Jahresgehalt von einer halben Million Euro - eine Beleidigung der Menschenwürde! Dieser Frau wurde in ihrem Leben viel zu viel Leid angetan. Ein Frevel, dass es hier noch keinen Spendenaufruf gibt!
Verständnis für den missverstandenen Putin
Es ist auch kein Wunder, dass sich die einst so angesehene Diplomatin in Verständnis für einen weiteren Missverstandenen - Wladimir Putin - flüchten musste. Der Einmarsch Russlands? Ohnehin nur die „minimalste Form der Eskalation“. „Gewaltig“ sei hingegen, dass es keine Flugverbindungen mehr aus dem Westen nach Russland gebe. Was für eine ungerechte Welt! Da ist es auch kein Trost, dass der österreichische Steuerzahler ihre Hochzeit samt Putin-Knicks um 220.000 Euro sponserte, die die Sicherheitsvorkehrungen kosteten …
Tipp an die Ex-Ministerin: Manchmal ist es besser ...
Angesichts so viel Zynismus lässt sich ein wenig Gegen-Zynismus nur schwer verkneifen. Vor allem dann, wenn Menschen sterben, flüchten und leiden und man öffentlich sein eigenes Pseudo-Leid beklagen will. Aber auch im Ernst sei der ehemaligen Außenministerin ins Stammbuch geschrieben: Manchmal ist es besser, einfach nichts zu sagen.
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