Ein weiterer Internet-Backbone-Provider zieht sich aus Russland zurück. Lumen Technologies erklärte, aufgrund „wachsender Sicherheitsrisiken innerhalb Russlands“ das Geschäft in dem Land einzustellen. Der Schritt erfolge, „um die Sicherheit unserer Netzwerke und jener unserer Kunden sowie die Integrität des globalen Internets zu gewährleisten.“
Lumen Technologies folgt damit dem Backbone-Provider Cogent, der - krone.at berichtete - schon vor einigen Tagen seinen Rückzug aus Russland angekündigt hat. Die Begründungen unterscheiden sich allerdings: Während Cogent klarstellte, dass der Rückzug aus Russland aufgrund des russischen Angriffskriegs im Nachbarland Ukraine erfolge, verweist Lumen Technologies auf Sicherheitsbedenken.
Der Rückzug aus Russland erfolgt offenbar sofort. Man unternehme derzeit Schritte, um die Einstellung der Russland-Aktivitäten „aus einem rechtlichen und regulatorischen Standpunkt“ sauber abzuwickeln und die Region zu verlassen, zitiert das IT-Security-Portal „The Register“ Lumen Technologies. Der Anbieter verweist darauf, dass er nur eine „kleine Zahl von Firmenkunden“ in Russland habe, das dortige Geschäft also nicht entscheidend für Lumen Technologies sei.
Russland digital immer stärker isoliert
Unabhängig von den Gründen beschleunigt der Abzug von Lumen Technologies die digitale Isolation Russlands. Neben den Backbone-Anbietern Cogent und Lumen haben sich etwa auch Netflix, Activision-Blizzard, Microsoft, IBM, Adobe oder auch Oracle vom russischen Markt zurückgezogen - und damit sowohl die russische Öffentlichkeit als auch die Wirtschaft von ihren Angeboten ausgeschlossen.
Zuletzt forderten Vertreter der Ukraine sogar den Totalausschluss Russlands aus dem Internet, was von der Internetverwaltung ICANN und dem IP-Vergabeanbieter RIPE aber abgelehnt wurde. In Moskau trifft man derweil Vorkehrungen für eine mögliche Abkopplung vom globalen Internet: Der Kreml hat dieses Szenario bereits durchgespielt.
Helfen Internet-Sanktionen Putins Zensur?
Kritiker von Sanktionen im Bereich des Internetzugriffs werfen ein, dass Russen ohne ausländische Internetangebote keinerlei Möglichkeit haben, sich neutral über die Vorgänge in der Ukraine zu informieren. Ein neues Zensurgesetz sorgt dafür, dass in den Staatsmedien nur zu sehen ist, was die Regierung erlaubt. Putins Krieg in der Ukraine darf in russischen Medien nicht Krieg genannt werden, sondern nur „militärische Spezialoperation“.
Gegen die Zensur kämpft unter anderem das Hackerkollektiv Anonymous, das kürzlich russische TV-Sender und Streaming-Dienste gehackt hat, um dort unzensierte Bilder und Infos aus der Ukraine zu präsentieren.
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