Stromanschluss gekappt
Im AKW Tschernobyl könnte Radioaktivität austreten
Die staatliche ukrainische Atomenergiefirma Energoatom warnt davor, dass aus dem AKW Tschernobyl radioaktive Substanzen austreten könnten. Der Grund: Der Stromanschluss des Kraftwerks sei gekappt worden und darum könne verbrauchter Kernbrennstoff derzeit nicht gekühlt werden, hieß es am Mittwoch.
Arbeiten zur Wiederherstellung der Verbindung und der Stromversorgung der von russischen Soldaten besetzten Anlage seien wegen der anhaltenden Kämpfe nicht möglich, hieß es seitens Energoatom. Bereits zuvor hatte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) beklagt, dass das durch die Katastrophe von 1986 bekannte ehemalige AKW durch russische Truppen zunehmend von der Außenwelt abgeschnitten sei.
Lage für Belegschaft verschlechtert sich stetig
Der Behörde zufolge sind 210 Techniker und lokale Sicherheitsmitarbeiter seit fast zwei Wochen ununterbrochen im Dienst, weil es unter russischer Kontrolle keinen Schichtwechsel mehr gegeben habe. Sie hätten zwar Wasser und Nahrung, aber ihre Lage verschlechtere sich immer mehr. Außerdem habe die IAEA keine Verbindung mehr zu ihren Überwachungsgeräten, die sicherstellen, dass alles Nuklearmaterial an seinem Platz ist.
In Tschernobyl kam es 1986 zu einem verheerenden Atomunfall. Noch heute werden dort radioaktive Abfälle gelagert. Bisher sind auch ein weiteres AKW und einige andere Einrichtungen mit Beständen von Nuklearmaterial von der russischen Invasion betroffen. Es ist jedoch bis dato zu keinem Austritt von radioaktivem Material gekommen.
Netztrennung besorgniserregend
Global 2000 warnte, dass die Lage in den abgeschalteten Reaktoren und dem zerstörten Block 4 in Tschernobyl seit Tagen kritisch sei. Noch besorgniserregender sei die Netztrennung, da der gelagerte Atommüll weiter versorgt und einige Jahre gekühlt werden müsse. „Es ist völlig unklar, wie viel des Mülls weiterhin aktive Kühlung braucht“, urgierte Reinhard Uhrig, Atomexperte bei Global 2000.
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