Ausbeutung befürchtet

Vertriebene Frauen aus Ukraine besonders gefährdet

Ausland
09.03.2022 16:14

Der überwiegende Teil der Vertriebenen aus der Ukraine sind Mütter mit ihren Kindern. Diese gelten bei großen Fluchtbewegungen als besonders gefährdete Gruppen. Bisher gibt es zwar keine Berichte über Gewalt - weder gegen Einsatzkräfte noch unter den Vertriebenen selbst. Doch es besteht akute Gefahr, dass Frauen und Mädchen Menschenhändlern bzw. Gewalttätern in die Hände fallen könnten. Denn viele Frauen mussten sich nur mit dem Nötigsten ausgestattet auf den Weg machen und sind teils mittellos. Das erhöht die Gefahr von (sexueller) Ausbeutung.

Die Care-Helferin Ninja Taprogge, die zuletzt beim Grenzübergang Medyka an Ort und Stelle gewesen ist, sprach zwar von einer geordneten Lage. Der Grenzübertritt funktioniert für die Vertriebenen bisher gut. „Die Leute kommen mit Bussen, Autos oder zu Fuß an die Grenze und können sie meist binnen einer halben Stunde passieren“, erklärte sie. Danach stehen für die Vertriebenen Aufnahmezentren bereit, in denen sie sich von den extremen Strapazen erholen können.

„Die allermeisten wollen in Polen bleiben“, so die Helferin. Grund dafür ist vor allem, dass die Vertriebenen sehr oft Familienmitglieder zurücklassen mussten - und diesen weiter möglichst nahe sein wollen. 

Video: Flüchtlinge an der polnisch-ukrainischen Grenze

Gefahr durch Menschenhändler
Es besteht allerdings akute Gefahr, dass Frauen und Mädchen Menschenhändlern bzw. Gewalttätern in die Hände fallen könnten. Tatsächlich würden an der Grenze auch einzelne Männer Fahrdienste bzw. Übernachtungsmöglichkeiten anbieten.

„Wir begrüßen den guten Willen der Gemeinden und Freiwilligen, die Hilfe anbieten. Aber in das Auto eines Fremden einzusteigen oder in einem Haus mit einer unbekannten Person zu übernachten, birgt offensichtliche Risiken - besonders für Frauen und junge Mädchen, die alleine geflohen sind. Hinzu kommt, dass viele Frauen weit weg von ihrem gewohnten Umfeld und teils mittellos sind. Das erhöht die Gefahr von Ausbeutung - auch sexueller Ausbeutung“.

Frauen wird bei ihrer Registrierung oft ein Aufklärungsblatt über Menschenhandel in den Pass gelegt: „So werden sie dezent über die Gefahren aufgeklärt.“ Zudem werden die privaten Helfer zunehmend auch kontrolliert. Bisher wurden aber - sofern es die Helferin an Ort und Stelle wusste - noch keine organisierten Menschenhändler ausgemacht.

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